Die Taschen voller Bonbons

Sonntag, 3.6.2018

One Silver Dollar. Ein schönes Lied für ein Abenteuer. Wie bei Kokolampy, Hajo Schomerus bunter wie wilder Dokumentarfilm, auf den Spuren seines Onkels. Es dringt jetzt auch aus meinen Boxen, während ich diesen Text schreibe und das dokKa Festival Revué passieren zu lassen. Es war auch für mich eine Reise. Wir haben so viel gesehen und erlebt, kommen als jemand anderes zurück. Zwangsläufig, nachdem wir so vielen Schicksalen gefolgt sind. Und ja, es ist schon wieder vorbei. Und es war anstrengend und aufregend, aber auch ein Fest. Wir durften Menschen und ihre Familien kennenlernen, ihre Wohnorte, haben mit ihnen gesucht und gefunden, sind gescheitert, haben mit ihnen gezittert, gelacht. Ich bin berührt von so viel Ehrlichkeit, von so viel Leben, ob komisch oder tragisch und meistens beides. Und ich habe so oft während eines Filmes gedacht: Diese Welt kann so schrecklich sein, aber auch so voller Wunder. Und deshalb lebe und liebe ich doch. Ich fühle mich den Dingen so nah, auch wenn mal geflunkert wird, oder wild fantasiert. Jede Dokumentation ist auch ein bisschen Fiktion, so oder so ähnlich sagte es auch Irina Heckmann, die heute den Förderpreis für Familienleben gewonnen hat und das freut uns sehr.
Ein bisschen Seemannsgarn, das sagt Hajo Schomerus über seinen Film. Wahr, oder gut gelogen- na und? Die Suche nach dem Elefantenvogelei hat tierischen Spaß gemacht. Die Viecher sind drei Meter groß, also viel größer als Galapagos Finken. Nur leider seit hunderten Jahren ausgestorben, sie haben es nicht geschafft. Oder doch? Ich sehe am Ende einen, ihr auch? Ich möchte auf einem in die untergehende Sonne Madagaskars reiten. Der Gedanke macht mich müde, lullt mich ein, ich fange an zu träumen. Pardon, wo waren wir? Ihr müsst verzeihen, der Abend war lang. Die dokKa-Party stand an und es gab nicht nur Kellerbier, sondern auch Whisky Sour, der war irgendwann leer und es wurde herum experimentiert, danke nochmal an das Bar Team, das nicht müde wurde, uns mit diesem und jenem zu versorgen. Die Erinnerung dünnt aus, verfranzt gegen Ende. Dennoch, es gab schöne Gespräche und den Versuch, das Tanzbein zu schwingen. Heute wurden dann die Sieger geehrt. Die Stücke des Kurzdokuwettbewerbes könnt ihr übrigens auf dokublog.de nachhören. Und Michaels Lisseks Hördokumentation Zeit ist Frist. Mein Herz. Ich. hat erfreulicherweise auch einen Preis erhalten. Austausch, Kommunikation, Intimität, Heimat und die Fremde. In Farewell Yellow Sea von Marita Stocker werden diese Themen auf sensible und rücksichtsvolle Weise abgebildet. Die junge Qing und drei andere Chinesinnen kommen in den Schwarzwald, um eine Altenpflegeausbildung zu machen. Die Kulturen, die Angst, die Berührungen und die zuerst unüberwindbar scheinende Sprachbarriere. Die Atmosphäre, alte Menschen die durch Gänge schleichen, lautes Singen, freundlich sein und unfreundlich sein. Zuhause gehen Veränderungen vor sich und in Qing auch. Über die lange Zeitspanne wird sie sich festigen, sich freischwimmen und es ist schön das mitzuerleben. Die Bilder schaffen es, den Eindruck zu vermitteln, dass ihre Gefühle verstanden worden sind. Die Schwierigkeiten der kulturübergreifenden Kommunikation werden spürbar, aber auch die Einfachheit, die sie haben kann, wenn sie jenseits von Worten stattfindet.
Qing sagt:     „Ich möchte mich lieber auf das Jetzt konzentrieren, das hat mehr Sinn.
Und der Gewinner des Dokumentarfilmpreises der Stadt Karlsruhe, Die anderen Plätze von Marco Kugel und Simon Quack. Der Film investierte Zeit in seine Bilder und ja, der Film zeigt eine Art von Verlierern. Die Willensstärke, der Druck, die Einzelschicksale und das Risiko ein Lebenswerk in seinem Körper aufzubauen und es zu verlieren. Bleibt nur zu sagen: Die Regenjacke haben wir so gut wie nicht gebraucht und ich bin froh, dass der Pflanzensprüher noch im Auto auf mich wartet, wenn wir uns morgen wieder auf den Weg machen, gen Hildesheim. Danke, dass wir dabei sein durften und so lieb aufgenommen wurden. Und: Mögen die Kokolampys mit euch sein!

Wir haben noch einige Statements und die dazugehörigen Favoriten für euch gesammelt:

„Karlsruhe hat mal wieder bewiesen, dass es doch kann, denn es gibt einfach tolle Veranstaltungen wie diese: dokKa. Druckbetankung, intensive Auseinandersetzung, berührende Momente, Humor, das, was Dokumentarfilm sein kann und sein sollte.“
Favorit: Global Family von Melanie Andernach und Andreas Köhler
„Es ist eine tolle Einrichtung und ich würde mich sehr freuen, wenn das fortgeführt wird.“
Favorit: Berlin Excelsior von Erik Lemke, Kokolampy von Hajo Schomerus
„Es werden die künstlerischen Filmproduktionen gezeigt, die ein bisschen mehr Grips haben.“
Favorit: Aggregat von Marie Wilke
„Ich finde die Atmosphäre sehr angenehm, weil hier nur interessiertes Publikum hinkommt und anschließend an jeden Film gibt es eine Gesprächsmöglichkeit mit einem den Beteiligten.“
Favorit: Atelier de conversation von Bernhard Braunstein
„Der Austausch mit den Regieführenden und den Beteiligten ist großartig.“
Favorit: Farewell Yellow Sea von Marita Stocker und neun Stockwerke neues Deutschland von Reinhard Schneider
„Dokumentarfilme leben von den Festivals!“
Favorit: Zwölf Tage, zwölf Nächte in Damaskus
„Man schaut den Film und kann danach mit der Jury Diskutieren, man lernt sich kennen und bekommt viele Informationen über die Filme und die Branche. Ich finde es sehr intensiv für die wenigen Tagen.“
Favorit: Berlin Excelsior von Erik Lemke
„Ich hab ganz tolle Hörspiele gehört.“
Favorit: Atelier de conversation von Bernhard Braunstein
„Mir hat die facettenreiche Filmauswahl gefallen und die Integration von Hördokumentationen! Besonders “
Favorit: Familienleben von Irina Heckmann   Der Motivationstrainer von Martin Rieck und Julian Amershi
„Danke für die Abenteuer, die Träume und so viel Welt.“
Favorit: Familienleben von Irina Heckmann