Prix Europa 2016

Current Affairs

Feature erzählen Geschichten, auch die in der Kategorie „current affairs“. Aktuelle Geschichte, die z.T. investigativ recherchiert waren, z.T. aber auch pseudo-investigativ, wenn statements eingeholt werden sollten bei Personen, Politikern zumeist, von denen man wußte, daß sie nicht antworten würden. Das Skandalon der Verweigerung war meist keines. Aber die Geschichte erfordert es. Das fast allgegenwärtige vermeintliche Vorbild der amerikanischen podcast-Serie „Serial“ schien diese Haltung zu befeuern. Oft wurden die kleinsten Windungen der Recherche berichtet, wie, wann und wo jemand an Informationen gekommen war oder nicht, auch dead-end-Recherchen wurden spannend erzählt. Doch ist es auf die Dauer ermüdend. Will ich das wirklich alles wissen? Das Problem vor allem der deutschen Produktionen war, daß sie - vollgepackt mit Informationen - für die fremdsprachigen Kollegen oft schwer zu folgen waren. Und die Erzähler dominierten fast alle Stücke, oft sogar zwei: der Moderator/Presenter im Dialog mit einem Reporter, der die O-Töne herbeizitiert. Ganz wie bei Serial. Der Sieger dagegen hob sich von all dem ab: er hat völlig zu Recht gewonnen: „The Case that never was“  des irischen Rundfunks RTE, die kafkaeske Geschichte eines polnischen Arbeiters der seinen irischen Arbeitergeber vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt und davon nichts weiß. Sein Anwalt in Zypern, wo das irische Unternehmen registriert ist, weiß das wiederum nicht, weil er nur für eine  Kanzlei in Belgien tätig ist, die ihrerseits den Arbeitgeber vertritt. Solche Geschichten kann man nicht erfinden, man muß sie recherchieren.