Radio als Haustier

04.07.2015

Ja, das wäre eine Sache, wenn man das Radio domestizieren könnte. Dass das Radio sendet, was man hören will. Ich erinnere mich an eine Freundin, die nur gut gelaunten Bettlern etwas geben wollte. Sie war zumindest ehrlich. Der Tauschhandel: kleine Gabe gegen gutes Gefühl. Aber eben nur für gut gelaunte Bettler. Was haben wir darüber gestritten. Aber das war nicht ganz so weit entfernt von Radiophilosophen unserer Tage. Oder Häuptlingen, so nenne ich die Opinionleaders heute.

Wir beschäftigen uns ja so oft mit den ernsten Themen des Lebens. Mit dem, was eben nicht so gut funktioniert oder gar nicht.  Das ist auch unsere Aufgabe, finde ich. Dafür bekommen wir Preise, schöne Worte, manchmal sogar Geld.  Es interessiert nur leider Niemaden. Wir leben in einer Zeit der gespaltenen Zungen oder einer Vergesslichkeit, man könnte auch sagen, permanenter Demenz in jungem Alter. Die „Häuptlinge“ halten herzzereissende Laudationen (was für ein Wort!), loben den Autor, die Sprecher, die Regie, die Redaktion, den Sender, dass die Fetzen fliegen. Das Feigenblatt, die kritische Betrachtung der Welt ist, nun ja, irgendwie gut. Ach ja, und eine gute Begründung für die Zwangs-GEZ-Rundfunk-HAUSHALTSABGABE-steuer; wie heißt das Ding eigentlich jetzt gerade.  

Aber das zählt nicht. Und das wissen alle, die in einer Anstalt arbeiten.

Der Controller ist kalt, oder positiv formuliert, nüchtern.  

Ab irgendeiner Sparrunde fragt man sich allerdings, wissen die wirklich, worum es geht?

Das darf man ja eigentlich nicht fragen. Weil eigentlich darf man gar nicht mehr so viel fragen. Demokratie..ja…gut…intern….aber…nicht …öffentlich…und nicht …

Mittlerweile ist es, wie in so einem Luxus-Internat mit einheitlicher Schulkleidung, Individualität wird erst erwünscht, wenn es auf Pro 7 oder RTL oder sonstwo Erfolg hat.

Ich wünsche mir gute Autoren, die mutig sind, da hingehen wo es nicht so schön ist, ich will Redakteure haben, mit Rückgrat und die solidarisch mit ihren Autoren sind, ich möchte Nachwuchsautoren, -regisseure haben, die man mal läßt.

Nicht das Zeugnis zählt, sondern die Phantasie!

Und dann, erst dann hören wir auch wieder, was wir hören wollen,aber nicht erwartet haben.

 

Und dann ist es mir egal, ob das Radio ein Haustier ist oder nicht.

 

 

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