Die Rohingya in Myanmar Marie und Hanna

Feature von hannagretz

Dauer: 6:52 Minuten

Audio-Nr: #3489

Inhalt: Die Rohingya in Myanmar

Skript: Erzählerin: „Die Verachteten. Ein Volk, das niemand haben will“
So lautet ein Ergebnis unserer Nachforschungen, wenn man genau diese Frage „Wer sind die Rohingya“ in die Suchmaschine eintippt. Wir haben Bekannte kontaktiert, die seit einigen Jahren in Indonesien leben. Prompt erhalten wir Antwort bezüglich der „Rohingyas“ – Menschen, die als ethnische Gruppe und Staatsbürger in Myanmar nicht anerkannt werden. Sprecherin: Hallo Kimberley, ich hoffe dir geht es gut auf Bali. Eine Kommilitonin und ich beschäftigen uns in einem Seminar mit der Flucht von Menschen im Raum Südostasien. Wir konzentrieren uns dabei auf die muslimische Gruppe der Rohingya. Nun eine Frage an dich: „Was weißt du über diese Minderheit?“ Hast du was aus den Medien darüber erfahren? Kimberley: Hey Marie, das hört sich ja spannend an. Um ganz ehrlich zu sein bin ich mit dem Thema nicht sehr vertraut, da es auch nicht in den lokalen Medien präsent ist. Erzähler: Des Weiteren fragen wir Dion, er ist Halbindonesier/-australier und arbeitet in Jakarta... Dion: Ich würde nicht sagen, dass die Rohingyas Thema in den lokalen Medien sind. Man erfährt weder, wie viele überhaupt nach Indonesien gekommen sind, wo sie genau untergebracht werden oder wie die Zustände der Camps sind. Fakt ist, dass ich nur einmal in den News in Australien darüber erfahren konnte... Erzählerin: Aber wer genau sind denn nun die Rohingya? Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit. Sie leben im Rakhine Staat, im isolierten Westen Myanmars. Sie sind in ihrer Heimat jedoch nicht erwünscht. Genau genommen werden sie in Myanmar weder als eine eigene Volksgruppe, noch als Bürger Myanmars anerkannt. Stattdessen bezeichnet man sie als „Bengalis“, um zu zeigen, sie seien illegale Einwanderer. Sie haben in Myanmar keine staatsbürgerschaftlichen Rechte. (Melodie) Erzählerin: Zusammen arbeiten wir. Wir das sind Hanna und Marie an einer Strategie für unsere Recherche. Dabei verbringen wir zunächst einmal einige Stunden damit, uns mit dem Thema auseinander zu setzen. Uns wird bewusst, dass auch wir kaum Hintergrundwissen zu dieser ethnischen Minderheit haben und es auch schwer ist Experten zu dieser Thematik zu finden. Wir wollen nun herausfinden, wie die Situation der Rohingyas in Indonesien aussieht. Seit den Vertreibungen von Muslimen im Rakhine Staat im Jahr 2012, fristen rund 100.000 Binnenvertriebene in Camps ihr Dasein. Darunter befinden sich auch Angehörige der Gruppe der Rohingya. Andere verlassen das Land und versuchen mit Booten nach Malaysia, oder Indonesien zu kommen. Wir fragen im Folgenden Dimas Laksmana und Lita Yuliswari-Priatna zu dem Thema. Dimas arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Vergleichende Entwicklungs- und Kulturforschung der Universität Passau. Auch Lita kommt aus Indonesien und unterrichtet Indonesisch an der Universität Passau. Hoffentlich können Sie uns mehr über die Rohingyas erzählen. Lita: So viel ich weiß, gibt’s vier Orte, die die Rohingya als Unterkunft bekommen. In Aceh, Makassar, Medan und ich glaube dann noch in Jakarta. Sprecherin: Wird in den Medien in Indonesien von den Rohingyas berichtet? Lita: Ja, ja sehr viel sogar. Auch im Fernsehen kann man die Bilder von den Flüchtlingen sehen. Dimas: I don't think it's a very good covered topic in the media. in general we don't hear a lot about refugee issue in Indonesia Ich glaube das Thema ist nicht gut in den Medien vertreten. Hier hören wir nicht viel über die Flüchtlingsthematik in Indonesien. Sprecherin: War in den Medien auch etwas darüber, was in Zukunft mit den Flüchtlingen passieren soll? Dimas: The thing is, as far as I understood, Indonesia is never considered as a final destination for many refugees who come to South East Asia usually as far as I know it's a transit point for their trip to Australia, more to the south. Soweit ich weiß, ist Indonesien nicht das Zielland der Flüchtlinge. Es ist eher eine Durchgangsstation auf dem Weg nach Australien. Sprecherin: Wie ist die Einstellung der indonesischen Bevölkerung gegenüber den Rohingya? Lita: Es geht ja natürlich dann um Geld. Also die lokale Gesellschaft, die arbeiten und die verdienen ja manchmal auch nicht so viel, aber die Flüchtlinge bekommen ja Geld ohne zu arbeiten, das macht dann schon schwierig. Sprecherin: Was ist Ihrer Meinung nach eine Möglichkeit die Situation zu verbessern? Dimas: I dont have a tangible solution at the moment, but i guess the first thing is there should be a certain awareness. There are basically, people who are prosecuted in their own countries and they have to flee their own countries to find a safer place and start a family there. Ich habe momentan keine bestimmte Lösung, aber ich denke das wichtigste wäre dieser Thematik mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Es sind Menschen, die in ihrem eigenen Land verfolgt werden. Sie müssen flüchten, um einen sicheren Ort für ihre Familie und für sich zu finden. (Melodie) Erzählerin: Und weiter geht die Suche. Am Lehrstuhl für Südostasienstudien der Universität Passau bekommen wir dann endlich den entscheidenden Hinweis, dass wir Dr. Antje Missbach kontaktieren sollen. Sie veröffentlichte 2016 das Buch „Troubled Transit“. Es handelt von der langen Reise vieler Flüchtlinge und der Rolle Indonesiens als Zwischenstopp. Derzeit befindet sich Frau Dr. Missbach in Australien. Dementsprechend hat Sie angeboten unsere Fragen schriftlich zu beantworten. Sprecherin: Wo und unter welchen Bedingungen werden die Flüchtlinge denn in Indonesien untergebracht? Dr. Antje Missbach: In den ersten Tagen und Wochen nach ihrer Ankunft wurden die Flüchtlinge in Not- und Behelfsunterkünften untergebracht, zumeist nach Ethnizität und Geschlecht getrennt. Danach wurden Camps eingerichtet, an insgesamt vier verschiedenen Orten wie Aceh. Für die als weitreichend unzureichend eingeschätzten Bedingungen wurde die indonesische Regierung von verschiedenen internationalen Organisationen, wie Amnesty International, gerügt. 

 Sprecherin: Werden die Rohingya von der indonesischen Regierung auf irgendeine Weise unterstützt? Dr. Antje Missbach: Die indonesische Regierung hat verschiedene Hilfsprogramme für Rohingya in Myanmar, wie zum Bsp. Schulen, initiiert. Indonesien (innerhalb der ASEAN) ist ein wichtiger Gesprächspartner für die Regierung in Rangoon. Bei der Flüchtlingshilfe in Aceh hielt sich die Regierung aber weitestgehend zurück. Anfangs gab es eine Einmalzahlung des Sozialministeriums (, aber ansonsten wurden die Kosten der Versorgung entweder lokalen NGOs oder internationalen Organisationen überlassen Sprecherin: In einem Ihrer Artikel haben wir gelesen, dass Indonesien den Rohingya für ein Jahr Schutz gewähren will. Schätzen Sie diese Pläne als erfolgreich ein? Dr. Antje Missbach: Einerseits ist es wichtig anzuerkennen, dass die indonesische Regierung sich bereit erklärt hat, Flüchtlinge temporär aufzunehmen. Andererseits macht es überhaupt keinen Sinn, dass Regierungen solche absurden Ultimaten, wie Umsiedlung innerhalb von einem Jahr stellen, da diese in der Praxis nicht umzusetzen sind. Sprecherin: Wie soll es danach weitergehen? Wissen Sie was mit den Flüchtlingen nach diesem Jahr passiert? Dr. Antje Missbach: Der Großteil der Rohingya ist aus Aceh auf eigene Faust verschwunden (per Boot nach Malaysia). Die Restlichen, ca. 120 Flüchtlinge, befinden sich derzeit in Medan und warten dort auf ihre Umsiedlung. Diese verschleppt sich aber wegen des "Muslim ban" der USA, den dorthin sollten die meisten umgesiedelt werden. Sprecherin: Was wäre Ihrer Meinung nach eine bessere Alternative? Dr. Antje Missbach: Es wäre wünschenswert, wenn die indonesische Regierung und andere Mitgliedsstaaten der ASEAN (erklären) für Flüchtlinge öffnen würden und lokale Integrationsmaßnahmen anbieten würden statt nur auf Rückführung oder Umsiedlung in (westliche) Drittstaaten zu hoffen. Sprecherin: Eine abschließende Frage: Gab oder gibt es etwas, dass Sie persönlich an der Situation der Rohingya in Indonesien besonders schockiert? Dr. Antje Missbach: Schockiert? nein. Wenn mich etwas schockiert, dann sind es die unmenschlichen Reaktionen auf Flüchtlinge, die Abwehr- und Abschottungsmechanismen von Staaten und die eklatanten Menschenrechtsverletzungen im Namen von Souveränität und Grenzsicherheit.
Upload Datum: 06.08.2017

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