Flucht und Zuflucht - Ein Leben im Kloster (10 Minuten Version)

Feature von RADIOJELE

Dauer: 10:00 Minuten

Audio-Nr: #3479

Inhalt: Ein Gespräch über das Thema "Flucht und Zuflucht" mit Nonnen und Mönchen aus Passauer Klöstern. Musik: https://www.youtube.com/watch?v=Dup74LKc95E&t=58s Leider konnten nicht alle Rechteinhaber ermittelt werden.

Ereignis Ort: Passau, Germany
Skript: Glockenläuten Trompeten stimmen Erzähler 1: Flucht und Zuflucht: Ein Leben im Kloster - ein Feature von Jana Steger, Laura Sandjohann, Ella Winter und Elisabeth Manner. Glockenläuten als Soundteppich, Straßenumfrage-Aufnahmen mit Pausen und Glockenläuten “Mit dem Begriff Kloster verbinde ich eine Gemeinschaft von Frauen oder Männern, die sich zusammenfinden, um besonders intensiv den Glauben zu leben.” “Quasi so eine Kommune im alten Stil, wo man für die Gemeinschaft arbeitet und lebt. „ “(Puh-Geräusch) Mönche. Glauben.” “Ein Kloster ist was, ungefähr sowas, wo Frauen hingehen und früher hat man so gesagt, dass man im Kloster nie stirbt und sowas.” Glockenläuten Schwester Maria Immaculata: 26.50 “Und wir waren doch immer so als Flüchtlinge. Wir waren doch Flüchtlinge wie wir drüben waren, die erste Zeit.” Erzähler 2: “Die Flucht, Substantiv: Das unfreiwillige Verlassen eines Landes oder Ortes, also das Ausweichen aus einer als unangenehm empfundenen oder nicht zu bewältigenden [Lebens]-Situation.” Erzähler 1: Schwester Gottfrieda aus dem Passauer Nikolakloster erzählt: Schwester Gottfrieda: 1. Lesung (NK) ab 1:05 “Der 4. Mai 1945, ein Herz-Jesu-Freitag, war eine enorme Wende in unserem Leben. Schon Tage und Wochen vorher hörte man immer wieder das Donnern der Front aber an diesem Freitag war in unserem schönen Dorf Schönwald in Ostsudetenland mittags von 13-14 Uhr ein sehr starker Luftangriff mit vielen Brandbomben” ab 02:16 “Nie habe ich mich so verlassen und in Angst gefühlt, wie damals.” Ab 03:06 “Nach mehreren Wochen wurden die Russen durch die tschechische Verwaltung abgelöst. Was da passierte, war nicht besser, aber ganz anders. Sie hegten teilweise einen solchen Hass auf alles Deutsche und entluden ihn mit Prügelstrafen gegen harmlose Menschen - besonders in der Nacht.” 03:58 “Und nun musste die deutsche Bevölkerung fort. Ein Transport nach dem anderen.” 04:22 “Unser Transport war für den 2. August 1946 vorgesehen. Am Abend zuvor hatten wir noch einen besonderen Gottesdienst im Pfarrhaus - alle weinten. Das letzte Lied war “Den letzten Gruß der Abendstunde”. (LIED EINSPIELEN) 05:46 “Gepäck und und 30 Personen im Viehwaggon mit einem kleinen Guckloch wurden verschlossen und auf die Reise geschickt” 06:27 “Man hatte uns ja als Menschen zweiter Klasse gesehen oder gar als Davongelaufene” 06:35 “Der Anfang war sehr schwer und auch das Vertrauen zu gewinnen.” Erzähler 2: Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. 34 Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. (3. Mose 19,33f) Schwester Gottfrieda: 08.21 “Möge es auch heute gelingen, die Einwanderer zu integrieren.” Erzähler 1: Mit dem Ende des 2. Weltkrieges wurde das heutige Sankt Nikola-Kloster in Passau für viele Kriegsflüchtlinge eine erste Anlaufstation; rund 4000 Flüchtlinge fanden dort Aufnahme und Unterkunft. Darunter auch Schwester Maria Immaculata. Schwester Maria Immaculata: Gedicht “Heimweh” ab 18:06: Heute in der Nacht bin ich aufgewacht und hab geweint, Du mein treuer Stern dort in weiter Fern, sei du mein Freund. Ich hab dich so wonnig und schön In deiner Heimat gesehen, weißt du, was das heißt - Heimweh? Alles rings umher ist so still und leer, weißt du, was das heißt - Heimweh? Grüß’ das Dörflein mein, grüß mir jeden Stein Und jeden Baum. Weißt du noch die Bank, wo die Amsel sang am Waldessaum? Wenn du mein Mütterlein siehst, sag nicht, wie wehe mir ist. Weißt du, was das heißt - Heimweh? Tag auf Tag vergeht - keiner mich versteht Und mein Herz vergeht vor Heimweh! Schwester Maria Immaculata: 19:15 “Was ich da Heimweh gelitten habe, das kann ich kaum sagen und das schöne noch dazu, ja, jetzt ist es Gott sei Dank vorbei, wie ich ins Kloster gegangen bin, hat mein Vater zu mir gesagt: „Mädel, wenn's dir recht bang ist, komm heim.“ Und mir war's wieder so bang im Kloster. Aber mir ist es nicht eingefallen heim zu gehen.” SWITCHEN: Maria-Hilf Kloster Pater Paul: 07:46 “Ich wollte nie ins Kloster gehen. Im Grunde genommen, ich wollte immer Fußballer werden, ich habe eigentlich aktiv Fußball gespielt bis kurz bevor ich ins Kloster eingetreten bin. Und dann habe ich das einfach aufgeschmissen und habe gedacht, ne, das kann doch nicht wahr sein..” Maria Hilf-Lied: (“Oh Maria Hilf! Maria hilf uns allen aus unsrer tiefen Not.”) Erzähler 1: Pater Paul lebt mit vier weiteren Paulinern im Maria-Hilf Kloster in Passau. Das ehemalige Kapuzinerkloster entstand im 17. Jahrhundert um die beliebte Wallfahrtskirche herum. Pater Paul: 09:53 “Wir sind auch nur Menschen. Nur Menschen. Manchmal sehr schwache Menschen. Wir wissen, dass.. dass Gott auf unserer Seite ist, das ist die eine Sache und wir wissen, was wir wollen ist die zweite Sache. Aber das Leben ist auch manchmal für uns zu schwer. Erzähler 2: [Definition Zuflucht] “Die Zuflucht, Substantiv: Ort oder Person, an dem oder bei der man Schutz oder Hilfe findet.” Pater Paul: 12.55 “Wenn man ins Kloster kommt, weiß man noch gar nichts vom Klosterleben im Grunde genommen. Obwohl man vielleicht schon sehr viel gesehen oder gehört hat, man weiß es vom Klosterleben gar nichts. Das ist genauso wie man heiratet. Man kennt zwar jemanden, man liebt ihn sehr, aber so viel weiß man von ihm auch nicht. Und in 3, 4, 5 Jahren erfahren wir von der anderen Person nicht alles.” Lied: A beautiful Memory / © Dag Reinbott | TerraSound.de (Lizenzfreie Musik) Erzähler 1: Im Gegensatz zum Maria-Hilf-Kloster gründete sich das Nikolakloster erst nach dem zweiten Weltkrieg. Der Passauer Bischof nahm die ersten vertriebenen Deutschordensschwestern im August 1945 auf und übertrug ihnen die Betreuung des Flüchtlingslagers Somme-Kaserne in Passau. Besonders verdient machten sich die Schwester noch im selben Jahr durch die Pflege von an Typhus erkrankten Bürgern. Kurz darauf bot sich ihnen die einmalige Gelegenheit, während der Entnazifizierung der bayerischen Lehrer an Schulen tätig zu werden. Trotz großer Armut gelang es den Schwestern, das verwahrloste Kasernengebäude wieder aufzubauen. 1953 war es erstmals möglich, Teile des zukünftigen Klosters zu erwerben und mit aufwändigen Sanierungsarbeiten zu beginnen. Da große Teile des Klosters weiterhin leer standen, erhielt Passau 1972 den Zuschlag, in den Räumlichkeiten eine Universität zu gründen. Schon bevor das Gebäude zur Kaserne umgewandelt wurde, lebten Augustiner-Mönche bereits die Verbindung von Glaube und Wissenschaft unter einem Dach. Erzähler 2: Mein Gott ist mein Hort, bei dem ich Zuflucht suche, mein Schild und mein Heilshorn, meine Burg. (Psalmen 18:2) Pater Paul: 24.20 “Also wir sind, wir versuchen einfach da zu sein für die Leute, die hier herkommen und einfach – sag‘ mal ganz kurz – Hilfe suchen. Oder einfach suchen. Der eine sucht Hilfe bei Gott, der andere will einfach mit jemandem nur reden, der dritte will einfach die Trauung hier halten weil die Kirche so schön ist, also es gibt verschiedene Gründe, warum die Leute hier herkommen. Aber für alle muss man im Grunde damit da sein. Oder will man da sein.” 25.30 “Weil manchmal kommt ein Mensch, der braucht wirklich nur fünf Minuten und dann ist die Sache erledigt, aber manchmal kommt ein Mensch und braucht zwei Stunden. Und die zwei Stunden muss man ihm schenken.” Lied: Melancholic Sunday / © Dag Reinbott | TerraSound.de (Lizenzfreie Musik) Nonne: „Zeit nagt an der Geschichte, Rost am alternden Eisen, den eisernen Vorhang hat er zerfressen, am Vorhang in den Köpfen hat er noch lange zu beißen.“ Das finde ich eine sehr treffende Geschichte oder ein sehr treffendes Gedicht, weil wir wirklich aus der Geschichte lernen sollten und müssen. Die Vorurteile. Die sind der eiserne Vorhang der weiterhin bleibt, wenn wir nicht aufpassen. Trompeten setzen ab Mitte des Absatzes ein, ausfaden mit dem gesprochenen Text Erzähler 1: Erzählt haben: Schwester Gottfrida, Schwester Maria-Immaculata und Schwester Mirjam aus dem Nikolakloster in Passau sowie Pater Paul aus dem Maria-Hilf Kloster. Sie hörten das Feature: Flucht und Zuflucht: Ein Leben im Kloster von Jana Steger, Laura Sandjohann, Ella Winter und Elisabeth Manner.
Upload Datum: 27.07.2017

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Zum Autor: Jana. Ella. Laura. Elisabeth. Jung. Eigenwillig. Lebenslustig. Einzigartig. Vier Studentinnen der Universität Passau.

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