Ach, wie viel Schrott gibt es in dieser schönen Podcast-Welt. Naja, mit dem Radio ist es nicht anders, aber da weiß man über die Jahre und Jahrzehnte, welchen Sender man gerne hört und welchen man gar nicht erst einspeichern muss im Autoradio. Da weiß man, welche Welle eher Wortbeiträge liefert, welche eine Massenwelle ist mit Chart-Musik, wo die Klassik spielt und wo es Nachrichten gibt.
Beim Podcasting haben wir diese Orientierung nicht. Da gibt es Tausende und Abertausende von Sendungen, professionell wie privat erstellt, und jeden Tag kommen und gehen wieder welche. Vieles davon ist absoluter Quatsch, unhörbar. Manches davon ist aber wie ein Diamant unter Kieselsteinen. Finden kann man neuen Hörstoff natürlich in den gängigen Portalen und Verzeichnissen. Bei podcast.de, bei podster.de, bei iTunes im Verzeichnis. Ich habe selber eine winzige Seite eingerichtet, 99podcasts.de, auf der ich meine Lieblinge zusammenfasse. Hier kann man überall stöbern und hoffen, auf etwas Gutes zu stoßen. Beim Podcasting funktioniert eine andere Variante aber besser: Die Mundpropaganda.
Einfach mal andere Hörer fragen, was sie so hören. Was sie empfehlen. Und dann vom Hundertsten zum Tausendsten kommen. Ach, wie schön. Oder sich an den Podcastern selbst entlanghangeln. Ein Beispiel. Ich habe früher den selbsternannten Podcasting-König Tim Pritlove gehört. Der fing dann irgendwann an, eine Sendung mit Holger Klein zu machen – einem Radio Fritz-Moderator. NSFW heißt diese Sendung, gerne 3-4 Stunden lang alle paar Wochen. Und der liebe „Holgi“ machte dann irgendwann seine eigene Sendung, „WRINT“. Auch da reingehört und auf Nicolas Semak gestoßen, der wiederum Teil der „Mikrodilettanten“ ist. Und als der dann aus WRINT ausstieg, kam die grandiose Nachfolgerin Alexandra Tobor ans Mikrofon – eine junge Frau, die druckreif spricht, gebildet ist und gewitzt. Eine lange Suche also, die am Ende zu einem wunderbaren Podcast geführt hat, den ich regelmäßig höre.
Bei solch einer Suche wird man übrigens relativ häufig auf Menschen stoßen, die hauptberuflich beim „richtigen“ Radio arbeiten – und sich in ihrer Freizeit im Podcast austoben. Podcasting heißt also nicht, dass es hier dilettantisch zugeht, im Gegenteil. Viele private Podcaster geben ihr letztes Geld für das neueste Mikrofon aus und kleiden ihre Arbeitszimmer mit schallschluckendem Schaumstoff aus, um den besten Klang zu erzeugen. Schön ist, dass durch das Podcasting das Hören wieder in den Vordergrund rückt. Trotz der ganzen Videopodcasts und YouTube und so weiter. Wir lieben das Hören. Ihr auch?