Ende Oktober 2015 widmeten die großen Tageszeitungen Italiens der neuesten Media-Analyse zum Verhalten der RadiohörerInnen große Aufmerksamkeit, durchgeführt von den beiden privaten Gesellschaften Ipsos und GfK Eurisko. "Das Radio - lebendiger als je zuvor - profitiert vom digitalen Zeitalter", titelte etwa La Republica und betonte enthusiastisch vor allem die Zunahme der absoluten HörerInnenzahl und die Fähigkeit der Radios, die neuen Medien zu "durchdringen" (Laut der Umfrage sind 11 % der ItalienerInnen "Freunde" eines Rundfunksenders auf Facebook!). Der meistgehörte Sender Italiens ist laut Media-Analyse RTL 102.5 (mit im Schnitt 6.700.000 HörerInnen), dem vier weitere Kommerzsender folgen. Erst auf Platz fünf rangiert das erste Programm des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, RAI Radio 1, mit 4.200.000 HörerInnen, wohingegen der Kultursender RAI Radio 3 lediglich den 14. Platz belegt, mit etwas mehr als 1.300.000 HörerInnen. Die Erhebungen der Gesellschaften Ipsos e Eurisko sind die einzige verfügbare Datenquelle zu RadiohörerInen in Italien. Bis zum Jahr 2009 wurden diese Umfragen von Audiradio durchgeführt, einer Gesellschaft, die gemeinsam von den großen privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern gegründet worden war und daher allseits als glaubwürdig angesehen wurde. Laut Audiradio war der meistgehörte Sender Italiens im Jahr 2009 RAI Radio 1 mit 6.250.000 HörerInnen, gefolgt vom Kommerzsender RTL 102.5 mit 5.200.000. Diese Daten stimmten überein mit denen der vorhergehenden Jahrzehnte. Im Jahr 2010 beschloss Audiradio, die Erhebungsmethode zu ändern, die bis dahin aus statistischen Stichproben bestand. Mit der neuen Methode "ähnlich einem stichprobenartigen Tiefeninterview eines repräsentativen Teils der Gesamtbevölkerung" verloren die öffentlich-rechtlichen Hörfunksender Italiens - welch Überraschung - insgesamt über sechs Millionen HörerInnen, RAI Radio 1 rutschte vom ersten auf den fünften Platz. Audiradio erklärte daraufhin die Daten für ungültig und wenig später lösten die Gesellschafter das Unternehmen auf. Wie heißt es immer so schön: "die Macht der Zahlen"…