Ein komisches Gefühl

23.02.2015

Der Ausgangspunkt. Anfangs fand ich die „Tafeln“ gut und unterstützenswert. Da kann man ja auch wirklich schwer was dagegen haben: Lebensmittel, die der Handel nicht mehr verkaufen kann, kommen bedürftigen Menschen zugute. Obst und Gemüse, kurz vor dem Verfallsdatum, Konservendosen, die eine Delle haben, landen nicht auf dem Müll, sondern im Kühlschrank eines Menschen, der knapp bei Kasse ist. Dann aber stieß ich immer häufiger auf Aktionen für die Tafel. Jedes Jahr vor Weihnachten sollte man im Supermarkt Nudeln und Marmeladen kaufen und hinter der Kasse bei Tafelleuten abgeben. Zuerst habe ich das auch gemacht. Bis ich dachte: Super Geschäft für den Supermarkt. Alle kaufen mehr ein. Was hat das mit „übrigen“ Lebensmitteln zu tun? Ein Unbehagen machte sich breit. Dann gab es im Sommer in Baden-Baden eine Veranstaltung „Tafeln für die Tafel“. Spitzenköche der badischen Gastronomie servierten in den Kurhaus-Kolonnaden verschiedene Gerichte. Bei schönstem Wetter saßen Menschen an langen Tafeln, weiße Tischdecken, Kerzenleuchter darauf. Für 12 Euro ließen sie sich das Mittagessen schmecken, ein Getränk inklusive – so genannte „Tafel-Kunden“ habe ich auf der Veranstaltung nicht gesehen. Die Ankündigung dieser Veranstaltung hat mein Unbehagen bestärkt und Fragen aufgeworfen: Um was geht es da? Warum lädt man nicht die Bedürftigen auf ein gutes Essen ein oder gibt gleich der Tafel das Geld? Was steckt inzwischen hinter der Tafelbewegung - an Aufwand, Logistik, Haltung? Und wer profitiert davon? Diesen Fragen gehe ich im Moment nach. Und demnächst gibt es hier mehr zu lesen.

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