Happy Happy Joy Joy

21. November 2013

Der zeitsouveräne Zugriff auf Programminhalte ist auch bei Wortbeiträgen im Radio ein Trend. Immer mehr Sendungen, wenn auch längst nicht alle, stehen Internetnutzern für begrenzte Zeit zum Nachhören oder zum Download zur Verfügung. Aber wie das mit der Menüführung von Websites nun einmal so ist: Ob die gesuchte Sendung dann auch tatsächlich gefunden wird, bleibt oft dem Zufall überlassen – oder, das ist Ansichtssache, dem Glück. Ein aktuelles Beispiel für die Ausbaufähigkeit der Präsentation eigener Radiobeiträge liefert die ARD Themenwoche „Zum Glück“ (16. bis 22. November). Das Hauptaugenmerk auf der entsprechenden Sonderseite in der ARD Mediathek liegt auf Fernsehinhalten, Videos machen rund die Hälfte der hier aufgeführten Dateien aus. Die Zahl der Audiofiles ist also relativ überschaubar, wenn man bedenkt, dass die neun ARD Landesanstalten 63 Radiostationen unterhalten. Haben die Radioleute vielleicht einfach mehrheitlich die Themenwoche boykottiert? Nein, sie haben eine Fülle von Material zur 'Glückswoche' erstellt. Nur merkt man davon nicht so viel auf der ARD-Website, die die zahlreichen Angebote der regionalen Anstalten eigentlich zentral darstellen sollte; das tut sie aber nur äußerst lückenhaft. Wenn man auf der Website einer Radiostation etwas nachhören kann, ist das nicht automatisch auch über die ARD Mediathek möglich. Die hier überhaupt vorhandenen Sounddateien zur Themenwoche muss man sich über verschiedene Untermenüs der Mediathek zusammensuchen. Die speziell glücksbezogene Programmvorschau spart ebenfalls einiges aus, was anläßlich der Themenwoche im Hörfunk gesendet wird. Als Beleg für diese stiefmütterliche Behandlung können zwei Wellen dienen, die beide zum Rundfunk Berlin-Brandenburg gehören. So strahlt das Inforadio zur Zeit jeden Tag in seiner Rubrik „Nahaufnahme“ eine neue Reportage zum allgemeinen Thema Glück aus. Radio Eins veranstaltet täglich längere Liveshows im eigens dafür eingerichteten „Glückslabor“ mit zahlreichen Studiogästen. Dass davon nichts auf der ARD Seite erwähnt wird, ist eigenartig. Es empfiehlt sich, bei der nächsten Themenwoche eine bessere Übersicht über anstehende Sendetermine im Radio zu erstellen. Dazu müßte außerdem, bereits während eine solche Themenwoche läuft, ein zentraler Zugriff auf die zum Nachhören verfügbaren Beiträge gewährleistet sein. Denn viele von ihnen haben nur die übliche Verweildauer von sieben Tagen im Netz. Aber unabhängig von diesen technischen und organisatorischen Querelen stellt sich natürlich die Frage, was für einen Sinn eine solche Themenwoche, speziell die jetzige „Zum Glück“ haben soll. Mit Glück kann man sich schlecht 'kritisch auseinandersetzen'. Das legt nahe, dass antidepressive Hörer-/Zuschauerbeglückung das Hauptziel dieser Aktion sein soll. „Ich freue mich außerordentlich, dass eine Woche lang mal positive Themen in allen Medien von Fernsehen über Radio über Internet in der ARD präsent sind“, meinte entsprechend Eckart von Hirschhausen, als er am 17.11. in der Sendung „Stars und Hits“ bei Bayern 3 zu Gast war. Nur zur Erinnerung: Es gibt bei der ARD bereits einige unterhaltende Formate in Radio wie Fernsehen. Für manchen Rezipienten sind es sogar schon zu viele. Und mancher ist auch einfach gerne schlecht gelaunt. Wer das nicht glaubt, kann sich als Beispiel Ren Höek ansehen. Den cholerischen Charakter der Zeichentrickfigur aus John Kricfalusis „The Ren and Stimpy Show“ kann in der Folge „Stimpys Invention“ auch durch einen „glücklichmachenden Helm“ nur kurzzeitig unterdrückt werden.

Kommentare

Möchten Sie einen Kommentare abgeben? Benutzern Sie Ihren Dokublog Login. Nach dem Login wird hier das Kommentarfeld angezeigt. Hier einloggen ...