Ausnahmen gibt es natürlich. Auch bei kurzen Stücken.
Ein blutiges Laken vom rbb zum Beispiel - schon ein paar Jahre alt und 2010 bei den Tutzinger Radiotagen gehört - ist für mich immer noch wegweisend. Ebenso die Erzählreportagen bei 1LIVE. Ein Format, dass Sounds und Töne mit einer herrlich alltäglichen Erzählsprache verbindet:
Erzählreportage Dennoch traurig, dass so was in Deutschland nicht mehr Furore macht, dass solche Beispiele nicht systematisch erarbeitet werden. In den USA und Kanada ist das anders. Die Amerikaner machen Hollywood fürs Ohr. Sie nutzen alles, was das Medium Radio kann, und verpacken auch anspruchsvolle Themen höchst populär und publikumswirksam. (Und das obwohl - oder gerade weil? - die Machart oft so ziemlich allem widerspricht, was deutschen Radiomachern beigebracht wird:
Viele Sprecher, viele Schnitte) Die Beispiele aus den USA:
radiolab;
99percentinvisible;
e-flat-minor-the-eccentric Und ja: Die Amerikaner reden darüber. Tauschen sich aus. Pflegen ihr radiophones Handwerk in vielen öffentlichen Einrichtungen, Communities und Foren. Beispiele:
howsound.org und
transom.org Dort werden permanent die neusten Möglichkeiten des Storytelling, der Soundgestaltung, der Radiophonie präsentiert. In Deutschland sucht man so was vergebens. Und nur wenige Radiomacher schreiben über ihr Handwerk. Bedauerlich. Denn lernen kann man am besten von den Besten. Und oft ja auch einfach durch geteilte Begeisterung.
Sandra Müller ist leidenschaftliche Hörfunkerin. Sie arbeitet als Redakteurin, Moderatorin und Reporterin überwiegend für den Südwestrundfunk. Sie ist Mitbegründerin der Initiative "fair radio", die sich für mehr Glaubwürdigkeit im Hörfunk einsetzt. Unter
radio-machen.de bloggt sie über alles, was Radio ist, kann, faszinierend macht.