Kontakte knüpfen

02.12.2013

Es sind vorwiegend Kulturradios, die längere Hörspiele senden. Selbst diese Radiostationen scheinen sich jedoch oft nicht bewusst zu sein, welches Potential in dem künstlerischen Format steckt. Gelegentlich werden „Leuchtturmprojekte“ präsentiert, das Alltagsgeschäft der entsprechenden Redaktionen findet aber in den eigenen Heimatsendern wenig Beachtung. Das zeigt auch ein Blick auf die Websites der einschlägigen ARD-Radiostationen. Dabei fällt auf, dass die großen Kulturradios WDR 3, SWR 2 und Bayern 2 unmittelbar auf ihren Startseiten und einigermaßen prominent Links zu Hörspiel-Seiten platziert haben. Bei den restlichen Radiostationen, die Hörspiele im Programm haben, führt der Weg meist über die Auswahl unter „Sendungen A-Z“. Dieses Gefälle zwischen groß und klein spiegelt den Stand beim Output von neuen Hörspielen wieder. Wie hoch der Output bei einem Sender ausfällt, ist in erster Linie eine Frage der Budgets der produzierenden Abteilungen. Die fallen in den Hörspielabteilungen der drei größeren ARD-Landesanstalten höher aus als bei denen der kleineren Sender. Dort wird oft nur noch eine Ursendung im Monat geboten. Wenn kleinere Kulturwellen auf ihren Startseiten das Hörspiel nicht besonders hervorheben, liegt das also auch an fehlenden Neuproduktionen. Eine bessere Online-Präsentation von Hörspielen sollte man zwar einfordern, aber wenn bei Hörspielredaktionen die Substanz in Form von Studios, Mitarbeitern und Budgets Stück um Stück verloren geht, sind diese Verluste im Gegenzug nicht durch bessere Sichtbarkeit im Netz auszugleichen. Im Spannungsfeld zwischen Kostenfaktor und Werbeträger hat es das Hörspiel nicht leicht. Was kann man also tun, um es jenseits populärer bis populistischer Spielarten zu retten? Vielleicht sollte man im Höspiel verstärkt Kontakte in die übrige Kulturlandschaft knüpfen. Theater, Ballett und viele Museen haben z.B. auch mit Finanzierungsproblemen und Legitimationsdruck zu kämpfen. Und gemeinsam ist man vielleicht stärker. Eine solche \\'interdisziplinäre\\' Zusammenarbeit ist z.B. das Hörspiel „Der Kauf“ von Paul Plamper, das (gefördert aus Mitteln der Film- und Medienstiftung NRW) dieses Jahr von WDR, BR, DLF und Schauspiel Köln produziert wurde. Neben zahlreichen Ausstrahlungen im Radio, kam „Der Kauf“ (Hörspiel des Monats Mai, Deutscher Hörspielpreis der ARD, Hörbuch des Jahres) an verschiedenen Theatern mittels mobiler Audiogeräte und Ohrhörer zur \\'Aufführung\\' im begehbaren Raum. Ob beim Theater oder beim Kulturradio: Ein wichtiger Grund für die jeweils recht überschaubare Rezipientenschar ist die schwache gesellschaftliche Verankerung – Macher und Zuschauer gehören oft zum selben Milieu und man schmort im eigenen Saft. Kritik am Zustand der Gesellschaft z.B. findet in erster Linie als Teil eines elitären Diskurses statt und neue kulturelle Phänomene werden erst spät thematisiert. Es ist schwer, gesellschaftliche Relevanz zu beanspruchen, wenn man aus dem gesellschaftlichen Abseits sendet. Neue Rezipienten zu gewinnen sowie Autoren- und Themenkreise zu erweitern, ohne in Populismus abzugleiten – das ist die Herausforderung, der sich auch das Hörspiel stellen muss.

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