Laut für die Sache

01.12.2014

Der Sänger der Toten Hosen, Campino, hatte eine harte Woche. Dabei wollte er nur helfen. Was soll daran auch schlimm sein? Eine "dusselige Frage" vom "Stusskopf", so Sänger Campino über 1LIVE-Moderator Johannes Sassenroth: Was wohl mit dem Geld passieren würde, das über die Benefiz-Single "Do The Know It’s Christmas Time?" eingenommen wird. Sänger Campino hat eine deutsche Version organisiert. 30 Jahre nach dem Original von Band Aid, dem weltweiten Benefizprojekt verschiedener Künstler. Seit der Veröffentlichung stehen Song, Sänger und die Aktion als solche in der Kritik. Campino bringt es auf den Punkt und findet es schade, dass sich der eigentliche Sinn - auf die Ebola-Katastrophe in West-Afrika aufmerksam zu machen und Geld einzusammeln, um den Menschen vor Ort zu helfen - verloren gegangen ist und die Aktion zum "Personality-Bashing", also zum Beleidigen einzelner Teilnehmer, genutzt wird. Schon kurz nach Veröffentlichung der Single waren die sozialen Netzwerke voll des typischen Zynismus, der so viele Diskussionen im Digitalen bestimmt. Es geht selten um die Sache, es geht viel zu oft um die Menschen und ihre von den Zynikern aufertragene Rolle - eine Kluft zwischen Erwartungshaltung und Selbstverständnis, die scheinbar nur schwer aufzulösen ist. Dabei ist die Frage von Sassenroth natürlich eine wichtige. Was passiert mit dem Geld? Campino ist nach einer Woche voller Aggression gegen ihn, die für viele in dem sechsminütigen, gut getexteten Beitrag von Jan Böhmermann im "neoMagazin" bei ZDFneo seinen Höhepunkt fand, jedoch emotional so aufgeladen, dass er nur noch böse antworten kann. Und natürlich hat er auch Recht, wenn er sagt, dass sich bis aufs Pfund genau nachlesen lässt, wofür der Band Aid Fund sein Geld ausgibt. Am Ende des Interviews stehen beide Seiten nicht wirklich gut da. Auf der anderen Seite: Wann war zuletzt ein Interview im Pop-Radio nicht einfach nur nett und werblich für ein Produkt des Gastes, sondern kontrovers? Sender und Star befinden sich in einem eigenwilligen Abhängigkeitsverhältnis. Der Star kommt, wenn er etwas zu verkaufen hat und kommt wieder, wenn er sich wohl fühlt. Geht der Sender den Star kontrovers an, wird es schwer, ihn wieder für ein Interview oder Radio-Konzert zu bekommen. Und Popradio will eher unterhalten und gute Laune verbreiten. Ein schwieriger Spagat. Auf der anderen Seite: Welcher Hörer hört gerne ein nettes Interview, das im schlimmsten Fall mit der Frage „Kaffee oder Tee?“ beginnt? Dabei lohnt sich die kontroverse Auseinandersetzung mit Prominenten immer wieder. Texte, öffentliches Auftreten, Vorbildfunktion - Stars wecken gerade bei jungen Menschen so viele Erwartungen und Hoffnungen, dass sie ihrem öffentlichen Handeln bewusst gemacht werden sollten. Das vollständige 1LIVE Interview mit Campino gibt es auf der Internetseite von 1LIVE

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