Politisiertes Radio.

Arbeiten beim „Nationalen“ Rundfunk.

Die Stimmung unter Radiokollegen beim Öffentlich-Rechtlichen ist angespannt. Als die neue Regierung kam, war klar, dass sich in den öffentlich-rechtlichen Medien in Polen einiges ändern wird. Das ist mit jedem Regierungswechsel so. In Polen sind die Medien und die Politik enger miteinander verwoben als in Deutschland. Es werden neue Direktoren eingesetzt, Regierungstreuere werden auf Entscheiderpositionen gesetzt. Doch keiner hatte damit gerechnet, dass die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) so drastisch und so schnell einen grundsätzlichen Umbau vorantreibt.

Die neue Regierung plant, die „öffentlich-rechtlichen“ zu „nationalen“ Medien umzubauen. Und wer da nicht ins System passt, wird aussortiert. Viele Primetime-Journalisten wurden bereits "gegangen" oder haben sich selbst einen neuen Job gesucht. Im Dezember verabschiedete die PiS ein neues Mediengesetz und kann somit jetzt direkt über Leitungsposten entscheiden. Und auch die „einfachen“ Journalisten werden wohl nicht verschont: In den kommenden Wochen oder Monaten soll es ein zweites Mediengesetz geben. Danach müssen sich vermutlich alle Journalisten der Öffentlich-Rechtlichen einer Eignungsprüfung unterziehen.

Diese Aussicht hängt wie ein Damoklesschwert über vielen polnischen Kollegen. Die Stimmung ist angespannt: Bin ich zu regierungskritisch? Hätte ich lieber einen konservativeren Gesprächspartner einladen sollen? Die Verunsicherung, etwas „falsch“ zu machen, ist groß. Eine Fernsehkollegin sagte mir, das sei schon der Beginn der Selbstzensur. Um sich und ihren Job zu schützen, fange sie an, über Dinge nachzudenken, die vorher nie Thema waren, weil sie sich bis dato nicht eingeschränkt fühlte. Das journalistische Arbeiten sei plötzlich durch und durch politisiert. Sie habe Angst, sie werde zum Sprachrohr der Regierung. Keiner weiß, ob es die Mitarbeiterprüfung tatsächlich geben wird und wie sie überhaupt aussehen sollte. Bis dahin heißt es: „vorsichtig“ sein. Für deutsche Medien kommentieren? Besser nicht. Sich kritisch über eine Äußerung des PiS-Chefs bei Twitter äußern? Besser nicht. Das vorgeschlagene Thema des neuen Redaktionsleiters ignorieren? Besser nicht.  

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