Wo anfangen mit der Recherche?

15.03.2015

Warum engagieren sich Menschen bei den Tafeln, welche Akteure gibt es, was passiert da genau? Wo also anfangen? Am besten an der Basis. Ich besuche den Tafelladen in Baden-Baden, fahre mit auf einer Tour bei der Lebensmittel abgeholt werden. Alle großen Lebensmittelläden und ein Drogeriemarkt werden angefahren: Lidl, zweimal Aldi, DM, Kaufland, Kaufhaus Wagener. Mal gibt es nur eine kleine Kiste, wenig Gemüse drin, mal gibt es sechs, sieben Kisten mit guter Ware. Die beiden Fahrer haben Spaß auf ihrer Tour, das muss sein, sagen sie. Auch deshalb sind sie dabei.

Im Tafel-Laden ziehen die Menschen Nummern von 1-50, damit wird die Reihenfolge beim Einlass festgelegt. Die Tafel-Nutzer werden „Kunden“ genannt, weil sie für die Ware etwas bezahlen. Aber sind sie Kunden? Ist das nicht Schönfärberei? Sie haben schließlich keine wirkliche Auswahl. Im Laden erfahre ich, dass es unter dem einheitlichen Tafel-Logo extrem unterschiedliche Konzepte gibt. Einige Tafeln nehmen einen kleinen Betrag von den Nutzern, andere nicht, es gibt „Verteiler-Tafeln“ und „Logistik-Tafeln“. Einige bieten die einzelnen Waren an, andere haben gepackte Tüten. Aber alle die das Tafel-Logo nutzen sind Mitglied im Tafel-Dachverband. Und der bietet so einiges: Vergünstigungen von etlichen namhaften Firmen, über Autohersteller, Büroartikel und Versicherungsangebote. Es gibt Informationsmaterial, man kann mit dem Logo werben – und es wurde vom Verband ein Gebietsschutz festgeschrieben. Im Stadtgebiet Baden-Baden gibt es eine einzige Tafel, die sich auch so nennen darf. Eine Zweite würde der Dachverband nicht zulassen.

Die Tafel-Landschaft wird für mich immer undurchsichtiger. So verschieden habe ich mir die Angebote und Konzepte nicht vorgestellt. Ich merke: Es reicht nicht, nur eine Tafel zu kennen, ich muss auch andere besuchen.

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