NATURE STRIKES BACK.

Feature von stammhirn

Dauer: 8:38 Minuten

Audio-Nr: #1055

Inhalt: Daß die Schweinegrippe möglicherweise bloß "hype" war, ist mittlerweile bekannt. Die Frage aber, woher Viren eigentlich kommen, ist nicht gestellt worden. - "Nature strikes" back" fragt nach.

Schlagworte: Schweinegrippe,Massentierhaltung,Biocontainment

Skript: MUSIK Mexico-MIX Autor: Das war im Jahr 2009, im April. Noch nicht einmal ein Jahr her. Und doch in dieser Drastik schon beinahe vergessen. Mexico-MIX Autor: Mexico-City lag darnieder, Veranstaltungen wurden abgesagt, die öffentlichen Verkehrsmittel fuhren nicht mehr – und auf den Flughäfen dieser Welt wurden Wärmescanner aufgestellt, um Kranke auszusondern. Die Hysterie war enorm – die Weltgesundheitsorganisation schraubte ihre Alert-Warnungen in Windeseile von 1 auf 6 – und schon hieß das Virus pandemisch, die zuständigen Ministerien gingen in ihre Arbeitsgruppen und die Pharmaindustrie an die Produktion von Impfstoffen. So war das. Mexico-MIX Autor: Und während über die möglichen Schutzmaßnahmen, die Hysterie und die Verwicklungen der Industrie und ihre Geldmacherei mit Impfstoffen und antiviralen Medikamenten viel geschrieben und gesendet wurde, blieb eine Frage – seltsamerweise - ungefragt: MUSIK AUS: Autor: Woher kommen diese Viren eigentlich? Ausgerechnet jetzt: Im sauberen, hygienischen 21. Jahrhundert? Atmo Asien: Hühnerhof, Hühnermarkt Autor: Ehrlich gesagt: Niemand hatte vor April 2009 Mexiko auf dem Plan. Und nie-mand hatte SCHWEINE auf der Liste. Influenzapandemien kommen aus Südostasien und von Vögeln: Nicht aus Mexiko und von Schweinen. Das war Konsens unter den Influenzaforschern. Kunze Warum immer Südostasien? - : Viele Menschen auf kleinem Raum, viele Hendln auf kleinem Raum, oft noch dazu in enger Lebensgemeinschaft, daher ist die Wahrscheinlichkeit so groß. Autor: Sagte Michael Kunze, Sozialmediziner an der Universität Wien, 2008, noch vor Ausbruch der „mexikanischen Grippe“. Dieses Bild des unsauberen Asiaten, der in trauter Zweisamkeit mit seinem Federvieh in dunklen Hinterhöfen lebt, ihm dann auf dem Markt die Kehle durchschneidet und barfuß durch's Blut watet: Dieses Bild haben die Medien und auch die Wissenschaftler artig und in vielen Schattierungen kolportiert... Professor Dr. Lothar Wieler, Veterinärmediziner an der Charite Berlin: wieler Ich mein, wenn man daran denkt, wie die Kinder verstorben sind, weil die Eltern, mit den Hühnern leben die zusammen im Haus zum Teil. Dann wurden diese Hühner krank, dann wurden die Hühner schnell geschlachtet -: weil man die noch eben schnell essen wollte Und dann wurden die in der Küche geschlachtet, da hat natürlich Blut gespritzt, und dann haben die Kinder mit den Hühnerköpfen Fußball gespielt -: Und dann haben sich die Kinder angesteckt! Atmo Asien: Hühnerhof, Hühnermarkt aus Autor: So soll sie also aussehen, die Realität: Eine Gefährdung des Westens durch die Randbezirke der Zivilisation... Schmuddelige Hinterhöfe und archaische Schlachtriten legen die Lunte an unseren way of life... Jeder asiatische Hüh-nerhalter in virologischer Sicht ein Taliban. Vielleicht stimmt das. Vielleicht aber auch nicht. Denn eines zumindest läßt nachdenken: 80% der Hühner-Nutztierhaltung in Südostasien spielt sich in Massentierbetrieben ab, die auch in den Westen ex-portieren. Und der erste Fall der Schweinegrippe läßt sich verorten in der Nachbarschaft einer mexikanischen Riesen-Schweine-Mast-Farm: La Gloria heißt der Ort, aus dem das H1N1-Schweinegrippenvirus entsprang... Atmo / MUSIK Autor: Ist es also nicht vielleicht doch vielmehr UNSERE westliche Art der Tierhaltung, unsere moralische Blindheit und Ignoranz gegenüber dem Tierwohl, unser – wie Hans Wollschläger es einmal drastisch nannte – „Potential Mengele“, das in Form einer potentiellen Viruspandemie auf uns zurückfällt? wieler Es gibt ein großes Mißverständnis. Wenn man sich vorstellt: man hat eine wirklich professionell geführte, konventionelle Tierhaltung: D.h. also Tiere sind gehalten in einem abgeschlossenen Raum, also in einem Stallgebäude: Dann muß man sich vorstellen, dieser Stall hat entsprechend nach den neuesten Gegebenheiten Lüftungsanlagen, das Klima wird kontrolliert, die Lichteinstrahlung wird kontrolliert – wir nennen das ein „sehr gutes BIOCONTAINMENT“... In solchen professionellen Anlagen ist die Chance, daß ein Virus von außen eingetragen wird natürlich am geringsten. Weil eben einfach ein hohes Biocontainment vorhanden ist. Auf der anderen Seite ist aber klar: Wenn in so eine Haltung ein neues Virus reinkommt: Dann muß uns allen klar sein, daß dieses Virus sich dann extrem schnell vermehrt. Und in dem Bestand es dann zu verheerenden Krankheitsausbrüchen kommen kann. Zum Beispiel wenn ein Geflügelpestvirus in so einen Bestand kommt bei Hühnern: Dann muß man davon ausgehen, daß innerhalb von einzweidrei Tagen 50, 60, 70, 80 bis zu 100% aller Hühner sterben werden. Autor: In Thailand waren es im Jahre 2004 und auf dem Höhepunkt der H5N1-Vogelgrippe 120 Millionen Hühner, die aus Massentierhaltungen getötet wur-den... Nur in Thailand. Und trotzdem bleiben die Wissenschaftler dabei: Freilandhaltung ist noch viel gefährlicher... wieler Aus Tierseuchengründen ist die Freilandhaltung natürlich wesentlich schwieriger zu managen... Die Biosicherheit ist eben einfach nicht zu gewährleisten draußen. D.h. daß in einer engen Haltung neue Viren entstehen: Die Chance ist geringer, weil einfach nicht so viele Viren reinkommen. Autor: Blackbox Massentierhaltung. Nichts kommt rein und nichts geht raus, was nicht sauber ist. Stimmt das, global gesehen? Oder ist so eine kastenförmige Massentierhal-tungsfabrik mit Millionen von geknechteten, auf- und übereinandergestapel-ten, panischen, sich pickenden, beißenden Tieren – Schweinen, Hühnern, Rindern – nicht vielmehr eine scharfe Bombe? wieler Das ist natürlich vollkommen richtig: Daß wir in vielen Ländern natürlich nicht ein professionelles Biocontainment haben... Und dann müssen wir natürlich in erster Linie die Länder östlich von uns nennen, in erster Linie Südostasien, Asien... Wir müssen aber natürlich auch Südamerika, wir müssen auch Afrika nennen, das ist ganz klar. Autor: Massentierhaltung ist also, was die Virengefahr betrifft, überall sicher; nur leider nicht in den winzigen Schlupflöchern Osteuropa, Asien, Südamerika und Afrika... Na dann... ATMO / MUSIK Autor: Als ich unlängst wieder einmal zuhause bei meiner Mutter war, gab es Gans. Mit Knödeln und Rotkraut für 10 Personen. „Ist das nicht wunderbar?“, fragte meine Mutter: „Alles zusammen für nur 35 €! So billig bekommst du das niemals in einem Restaurant!“ Und Tamiflu hat sie auch schon eingelagert... ATMO / MUSIK aus
Gesendet in SWR2: 10.03.2010
Upload Datum: 16.02.2010

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