Dauer: 4:04 Minuten
Audio-Nr: #1361
Inhalt: Mit einem schmunzeln betrachten wir die Worte des Jahres seit 1971 und blicken dennoch hoffnungsvoll in die Zukunft. Musik: The One Man Orchestra
Schlagworte: Wort,Jahres,Jahr-Gänge,Gesellschaft,für,deutsche,Sprache,Wutbürger
Skript: Liebe wutbürger und wutbürgerinnen, Seit 1971 kürt die deutsche gesellschaft für deutsche sprache das wort des jahres. Die gewinner der 70er waren geprägt von politischen begriffen, wie aufmüpfig, szene, konspirative wohnung und holocaust. Betrachtet man allerdings die folgenden plätze, zeichnet sich noch ein durchaus niedliches bild der republik: die schlümpfe, disco, heiße höschen, aber auch die grünen finden sich dort. In den 80ern ist die spanne schon weiter: ellenbogengesellschaft, glykol, tschernobyl, aids/ kondom und reisefreiheit wären da zu nennen. Heiß ist nur noch der herbst. Peristroika, super-gau, waldsterben, neue deutsche welle und ozonloch schafften es nur auf die plätze. Das kurioseste wort, das es immerhin in die liste der worte des jahres der 90er geschafft hat, ist wohl das Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz. 1999 hatte es jedoch keine reelle chance gegen das Millenium. Anfang der 90er dominierten noch die begriffe der wiedervereinigung wie besserwessi oder die neuen bundesländer. Einzig multimedia schaffte es neben einer reihe von worten aus der politik auf den ersten platz und das trotz politikversdrossenheit. Ob das klonschaf den elchtest hingegen bestanden hat, bleibt ein geheimnis. Schwarzgeldaffäre, der 11. September, Teuro, das alte europa, noch vor agenda 2010, hartzIV, bundeskanzlerin, fanmeile, klimakatatrophe, finanzkrise, abwrackprämie werden nun in diesem jahr gefolgt vom wutbürger. In den 2000ern war also nicht alles schwarz rot geil, sondern größtenteils eher suboptimal und die gefühlte armut ist dank bezahlstudium, prekariat, heuschrecken und praxisgebühren deutlich gestiegen. Da helfen auch keine telenovelas und auch keine klinsmänner, oder gar die tatsache, dass wir papst sind. Und wie wird es nun weitergehen? Ich hätte da schon mal ein paar vorschläge, die ich gerne ganz weit vorne sehen würde: Weltfrieden, selbstbestimmung, freizeitüberschuß, werder bremen, 20-stunden-woche, Unabhängiges bürgergeld, bezahlter urlaub oder auch kontoüberfüllung. Wer sich jetzt als zweifler outen möchte, oder meint hier sei doch sowieso alles sarazin-genmanipuliert, verhunzingert, gehoyzert und verzockt, dem komme ich gleich mit der moralkeule und sage: Yes, we can und alles wird knut! basta#1359 / O-Ton / mit Geodaten / Krausedoku
#1360 / O-Ton / mit Geodaten / Krausedoku
Zum Autor: Annett Krause. Jahrgang 74. Geboren in Bad Frankenhausen (Thüringen). Im Schatten des weltgrößten Rundgemäldes (Werner Tübke: Frühbürgerliche Revolution) aufgewachsen. Studium der Kunstgeschichte/Mittelalterlichen und Neuen Geschichte in Jena. Lebt und arbeitet seit sechs Jahren in Berlin. Zur Zeit: nachts Fernstudium an der Freien Journalistenschule Berlin und tagsüber Verkäuferin in einem Kreuzberger Feinkostladen. Beständig auf Tuchfühlung mit aktuellen Themen des öffentlichen Raumes, interessiere ich mich besonders für Biografien und ihre Hintergründe. Musik ist ein unverzichtbarer Teil meines Lebens. Aktuell arbeite ich zusammen mit Matthias Hilke in einem Musikprojekt (marmite & the one man orchestra). Matthias Hilke. Jahrgang 73. Geboren in Moringen (Niedersachsen). Studium DaF/DaZ und Politik in Bremen. Lebt und arbeitet seit fünf Jahren in Berlin. Zur Zeit: Fernstudium der Digitalen Audioproduktion.
Art | Titel | Upload | |
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