Dauer: 1:09 Minuten
Audio-Nr: #4130
Inhalt: Über mein Verhältnis zum Begriff "Recherche"
Skript: Einst saß ich zwischen Buchregalen auf der Suche nach Jahreszahlen, Uraufführung, Sterbedatum. Dicke Bücher mit Erratum. Update heißt Erratum jetzt. Recherche hat mich einst gehetzt durch Bibliotheken in so manchem Ort. „Fernleihe“ war ein großes Wort. War das Buch schon ausgeliehen, musste ich dann weiterziehen. Wochen konnten schon vergehen, ohne eine Antwort zu sehen. Recherche war einst ein hartes Ding, das nicht so leicht gelingen mochte, wenn man nicht stundenlang über Büchern hockte. Doch jetzt und heute unvermessen hab´ ich alles längst vergessen. Nicht mal Merkreime brauch´ ich noch für Latein und anderes Joch. Denn ich hab´ ja mein Gerät, das mich immer schlau berät und mir jede Antwort zeigt, die mein Wissen übersteigt. Schreib ich´s groß oder schreib´ ich´s klein? Ach – ich darf ja Baby sein, und Babies brauchen nur ein Fläschchen, das hab´ ich immer in meinem Täschchen: das viereckige kleine schwarze Ding. Mein Freund, mein Wissen, mein Schatz, mein Ring. Ich selbst, ich lerne ja nichts mehr, weil ich weiß: da ist ja wer, der mich mit allem Wissen füttert. So stelle ich ganz unerschüttert fest und rede nicht drumrum: Ich mach´ mich künstlich selber dumm.#3674 / O-Ton / ohne Geodaten / maraimarai