Das Radoio Als ich klein war, sagte ich zu Aprikosen Papadosen, zu Flugezeug Seukok und zu Radio Radoio. Diese und mehr Wörter sammelte meine Mutter in einem kleinen Notizbuch und immer wieder sprach sie sie aus, auch als ich die richtigen Wörter bereits aussprechen konnte. Sie liebte meine Verhörer und die durch sie leicht angeschrägte Sicht auf gesichertes, lebenslang erprobtes, ja den Kindern gelehrtes Vokabular. Meine Mutter sagte immer, dass die schönste Zeit mit kleinen Kindern, die sei, in der sie anfingen zu sprechen, Wörter zu artikulieren und eben eine eigene Lexik präsentierten, die aus eigenstem Material bestünde, innerstem Wortstoff. Gut hinzuhören und dabei ausdauernd zu sein, parallel kritisch zu denken und angeregt und mit Lust der Sprache und ihren Informationen zu folgen, das war die Aufgabe beim Radiohören in Mamas schwarzem Golf GTI in den 80er Jahren, wenn Sprechradio und nie Musik außer die von Eartha Kitt und Jazz zu Martin Held und Heine Gedichten eingeschaltet war. Dass ich selbst einmal im Radio hörbar sein würde, meine Stimme sogar freundliche Aufnahme – im wahrsten Sinne! – fände, war mir undenkbar bis es dann soweit war und ich mich hörte und dabei einer anderen lauschte, die ich wohl meinte sein zu wollen oder zu können. Es ist nicht leicht, eine öffentliche Person zu werden und den Erwartungen an das, was so eine „öffentliche Person“ können soll oder muss, gerecht zu werden, denn die Person ist einem ja weitgehend unbekannt, bis sie dann im Raum steht und den Mund aufmachen muss, weil andere sagen: Und, bitte! Auf einmal wird jedes Wort eine Folge von Klängen, ein prosodisches Schweben und Ankern, aus dem Zuhörer das eine und vor allem viel anderes herauszuhören meinen. Das Wort wird Kaumasse, im eigenen Munde umdrehbar. Und man weiß irgendwann, wie hoch oder wie tief man ausschlägt, auf welche Knack- oder Zischlaute in der eigenen Sprech- und Artikulationscartilage man einen armen alles-hörenden Tontechniker hinweisen sollte. Man wird zum Experten für das eigene Sprechen, wie man sicherlich auch gut daran tut, Experte für das eigene Bild zu werden, damit man nicht von zu vielen grässlichen Knipsereien über die Zeit einer Karriere begleitet werden möchte. Wir alle haben eine Seite, einen Winkel, wie wir einen Ambitus, eine Lippenstellung haben, die besonders und ja, oft einzigartig sind. Ich darf Sprechradio als Sprecherin, als Ideengeberin, Autorin, Kolumnistin, Interviewpartnerin, Feature-Mitarbeiterin abliefern, darf experimentell und frei arbeiten, wie in keinem anderen Medium. Fernseharbeit ist – so schön sie ist und effizient – für die geringste Aufmerksamkeitsspanne gebaut. Radioarbeit hat jeweils ein paar Sekunden mehr, weshalb sie so dankbar die Arbeit der seit den 90er Jahren verstärkt professionalisierten Spoken Word Poets, Sprechdichtern annimmt oder beauftragt. Große Vorbilder in der Behandlung von Dichtern im Radio ist für mich die BBC, die immer wieder Sendungen mit Dichterinnen und Dichtern produziert, die im Gespräch einen Austausch über ihre Lyrik üben und den Zuhörerinnen und Zuhören somit Einblick in ein sonst wohl doch als recht verschlossenes Feld wahrgenommenen Texterstellung, Übersetzung und dem Geschäft hinter der Literatur. In Deutschland hat man in den letzten zwei Jahrzehnten vielen Dichtern des Poetry Slam eine Bühne im Radio bereitet. Die Szene des deutschen Slam ist groß und divers, man findet vom Stand-Up-Comedy-Auftritt über den abgelesenen Prosatext mit heiterer, cleverer oder trauriger Ausrichtung hin zum Team-Gedicht und Auftritt alles. Zunehmend wird sich im deutschen Slam auch politisch geäußert und die Sender scheinen diese geradezu als Idealfälle an Expression und sprecherischer Fähigkeit ins Radio drängenden Stimmen sehr zu schätzen. Radiokolumnen werden in Auftrag gegeben und dank massiver medialer Wahrnehmung des Veranstaltungsphänomens „Slam“ sind Begrifflichkeiten und Möglichkeiten dieser Form, die auch Anlass für neue Textform ist, tatsächlich angekommen bei den interessierten Konsumenten. In den Schulen steht der Poetry Slam mittlerweile sicher öfter auf dem Stundenplan als die Geschichte des Radios in Deutschland.
Das Ohr und der Mund sind die erogensten Zonen unserer Köpfe, des Sitzes unseres Geistes, wenn wir uns so einigen wollen. Nur Radiomacher können noch großzügig sein mit Geldern in Redaktionen, aber eigentlich können sie’s auch schon lange nicht mehr. Große Experimental-Ballons flogen aus dem SWR 2 Studio in Baden-Baden empor und waren groß wie Zeppeline und machten stolz wie Oskar. Ich erinnere mich noch. Heute und gerade in Zeiten, ja Zeiten, in denen die Welt in Fieber und Wehen liegt, ist von allen Medien am ansprechbarsten das Radio, um zu produzieren und entstehen zu lassen, was nach seinem Informationsgehalt eigentlich pure Erotik ist. Ich kenne Künstlerinnen und Künstler, die mir von legendären Radiosendungen der Vergangenheit berichten, die mir sagen, dass sie ohne das Medium Radio, ohne seine Freiheiten, Freizügigkeiten, keine Geistesweite gefunden hätten. Wie ihre Dörfer und Kleinstädte, ihre Schulen und Familien sie klein und hinterwäldlerisch fühlen ließen, das Radio ihnen aber von der Welt erzählte und sie im Hören demokratisch gleich wurden: Der Bonze hörte Pink Floyd, der arme Student ebenfalls. Im Radio konnten Versuche gestartet werden, neue Formate ausprobiert werden und just vor ein paar Tagen erzählte mir Autor und Komponist Erwin Rehling, wie er Sonntagnacht Gert Westphal Eugen Gomringer Gedichte zitieren hörte und dazwischen edlen Pop spielte. So begegne ich seit Jahren meinem Vater, der selbst kaum Radio hörte. Im Dorf meiner Kindheit, wo ich bei einer Familie im Besonderen unterkam und immer wieder morgens Radio hörte, denn das Erste, was eingeschaltet wurde, nachdem das Licht angeknipst war, war in der Tat das Radiogerät nahe dem Esstisch, war mein Vater immer wieder zu erlauschen. In den mittigen bis späten 80er Jahren waren seine Texte für viele der Inbegriff der Avantgarde und er wurde dort eingesetzt, wo Lücken entstanden, wo poetischer Text nicht für Lücken büßte, sondern noch Raum greifen konnte. Ich glaube nicht, dass mein Vater weiß, wie oft er im Radio auftauchte, seine kräftige Stimme mich vor der Schule erschreckte und stolz machte. Seit einer Weile liefere ich alle zwei Sonntage eine Poesiekolumne ab, die sich auf ein aktuelles Thema beziehen soll, vom daher nicht veraltet sein darf. Die Lyrikerin in mir sträubt sich, denn sie ist für’s Transzendentale, das keinen Zeitrahmen kennt. Die Kolumnistin muss handeln, ihre Arbeit in die Zeit stellen. Die Arbeit ist ungewohnt für mich, bietet aber immer die Gelegenheit, neuesten Text einem Publikum vorzustellen. Nicht immer ausgeprägt lyrisch, aber kurze Prosa, die durch die Augen der Dichter auf politische Themen verfasst wird, lassen Zuhörerinnen und Zuhörer reagieren. Manchmal entsetzt und unzufrieden, oft sehr angetan und ermutigend. Mit der Entwicklung der Podcasts habe ich nicht Schritt gehalten. Ich war hin und wieder Gast bei ein paar bekannteren Formaten, die mir wie „Durch die Gegend“ und „Endlich“ sehr gut gefielen, aber selbst stetiger Hörer derselbigen bin ich noch nicht geworden. Ich höre Hörbücher. Derzeit jogge ich mit Solshenizyns „Archipel Gulag“ morgens eine knappe Stunde und dann reicht es auch, weil das Buch einen so wütend macht. Das hat nicht viel mit dem Radio als Medium zu tun und doch geht es ums Hören, das seit der Kindheit an Geschichten und Radio gewöhnt ist und nun besondere Wege sucht und auftut und sich orientiert. Gefragt, ob ich eher mein Augenlicht oder das Gehör… ach, beides wäre schwer und es ist vermessen, die Frage überhaupt wie eine Option zu behandeln, gibt es doch Menschen, die vom einen oder anderen oder gar beidem direkt betroffen sind, aber je länger ich lebe, desto mehr denke ich, dass das Gehör der Trumpf ist. Die Stimme des Liebsten nicht mehr hören zu können, sein Flüstern, wie leer wäre die Welt.
Wahrscheinlich ist das wahre Radiohören großer Fans des Mediums genau das: Das verliebte Stimmlauschen. Das körperlose Medium Radio ist nur oberflächlich körperlos, gehört doch zu jeder menschlichen Sprecherstimme einer Livesendung zumindest ein Hals, ein Paar Lungenflügel, ein Kehlkopf. So kann das Radio auch immer als Entdecker gelten. Entdecker von Präsenzen. Eine Redaktion stellt eine neue Stimme und ein neues Sendungskonzept vor und unweigerlich sind die beiden für die Hörerinnen und Hörer verbunden und funktionieren oder funktionieren nicht. Die neuen Anforderungen an die mehrfache Verwertbarkeit eines Beitrags und damit sein Fliessen in die verschiedensten Kanäle, sorgt bei mir hin und wieder für Bestürzung. Die Leute beim Radio haben mein volles Bedauern für diese rasch als Nachhecheln empfundene Arbeitssituation und die Interviewpartner, die Künstler und Stimmen, die den „content“ liefern, fühlen sich zunehmend ausgeweidet. „Ich dachte, ich hätte mit dem Radio gesprochen“ – hört man dann, „dabei haben sie den Bericht dann als Clips ins Netz gestellt“. Vieles an diesen Schritten überfordert Macher wie Rezipienten.
Die Vorlieben beim Hören sind so vielfältig und in ihrer Rezeption emotional gesteuert, dass von Abscheu bis Verlieben alles in jedem Moment empfunden werden kann.
Das ist die Stärke des Radios, denn es beteiligt und ist doch ein höchst künstliches Medium. In seiner Künstlichkeit kann es Räume eröffnen, in denen Kunst ernst genommen wird und ästhetisches Urteil sogar Folgen hat. Will man Innovation, so muss man oft an die Wurzeln einer Entwicklung treten und sich mit ihnen bekannt machen. Beim Radio ist es ähnlich und je mehr Kenntnis über seine psychologische Wirkung besteht, desto spannender sind seine Formate oft. 2009 war ich Stipendiatin des Ledig House in Upstate New York und ich brachte einer Mitstipendiatin aus Uganda das Schwimmen bei. In den Unterrichtspausen berichtete Glayda Namukasa mir von Radiosendungen in ihrer Heimat, die straßenfegerisch beliebt sind: Radio Novelas, die immer auch einen erzieherischen Ton und Touch bieten. Oft geht es um den richtigen Umgang mit Liebe, Sex, Tod und Aberglaube. Manchmal wird das Radio als Empfänger Gottes beschrieben. Das Radio als Tool zur Allgemeinbildung, eine VHS des Luftraums. Glayda Namukasa jedenfalls schrieb Radioplays, kleine Szenen, die als Hörspiele umgesetzt wurden und in denen die Sprecherinnen und Sprecher lebensnahe Konflikte und Probleme durchlebten. Wer sich diese anhörte, profitierte vom lebensklugen Inhalt.
Das alles kann das Radio. Es gibt ein paar Filme, die das Medium Radio ins Zentrum stellen. Aus dem Kopf fallen mir „Good Morning, Vietnam“ mit Robin Williams ein, „Private Parts“ mit und über Howard Stern, den bestbezahlten Rundfunkmoderator der Geschichte, und „Pontypool“, ein Horrorfilm, der bestimmte Worte der englischen Sprache als infektiös darstellt und deren Aussprache und Verbreitung durch das Radio die Hörerschaft zombifiziert. In der Kategorie Nebendarsteller hat das Radiogerät in einigen Filmen Oscars verdient. Wie oft wird aus ihm historisch akkurat Krieg oder Frieden verkündet, wie viele Feindsender erklingen und helfen der Dramaturgie im Film. Wie schön ist es, wenn das Radio selbst spricht wie im „Transformers“ Actionspektakel zur Charakterisierung der Figur von Bumblebee zum Beispiel, dem knallgelben Chevrolet Camero? Oder in der Stephen King Adaption von „Christine“, dem verliebten und von einem Dämon besessenen Oldtimer, der seinen Besitzer eifersüchtig bewacht und im Autoradio schöne 50er Jahre Schnulzen dudelt. Ich erinnere mich, dass ich über das Horrorgenre in dem Moment promovieren wollte, als ich im Remake des Films „The Hills have Eyes“ den Fahrer eines Wohnmobils eine Rede von George Bush im Radio ostentativ abschalten sah und der Film somit eine politische Meinung des Regisseurs in das Geschehen einbrachte, wie sie für das Genre typisch genannt werden kann. Dieser Empfänger der Stimmen, Urtransmitter des White Noise, das Unheimliche einer automatischen Sendersuche, die wiederkehrende Freude über eine gute Sendung, die spontane Freude über eine Melodie oder eine Sprecherstimme, die uns gefällt, das unangenehme Gefühl, das beim Anhören eines Sprechers im Hörer aufsteigt, wenn ersterer leichte Schmatzgeräusche beim Artikulieren erzeugt. Oh Grauen!
Das Radio als Lebensbegleiter durch ein Jahrhundert hindurch. Meine Putzfrau kommt in meine Wohnung, legt ab und schaltet – als erste Amtshandlung sozusagen – das Radio im Badezimmer an. Ich habe es nur für sie, denn ich höre wenn, dann online Radio. Sie aber liebt die Stimmen, die Lieder und sie kommt oft pünktlich zu Sendungsbeginn zu mir und beginnt mit ihrer Magie. Literatur funktioniert gut im Radio. Eine routinierte Stimme liest einen Text vor, gibt ihm Atem, lässt im Kopf der Hörerinnen und Hörer Bilder entstehen und verblüfft. Texte können durch ihren Vortrag um so vieles gewinnen, dass es wie Manipulation scheinen will, doch sind wir eben begeisterte Stimmhörer seit wir hören können. Durch die Bäuche unserer Mütter hören wir bereits die Welt und werden ihrer anteilig.
Ich kenne Künstlerinnen und Künstler, Tontechnikerinnen und Tontechniker, die so fein hören können, so akribisch genau, dass ich annehme, dass diese durch und durch audiophilen Menschen grundsätzlich anders hören bzw auf anderes in Sprache, Stimme, Text. Ich produziere die CDs, die meinen Büchern beiliegen und die ein Merkmal der Publikationen des Verlags Voland & Quist sind, ausschließlich mit einem Hip Hop Produzenten, weil er Sprache so viel genauer nimmt, als viele andere, die ich kenne.
In den letzten Jahren sind es drei Projekte, die mich umtreiben und die ich verschiedenen Sendern angeboten habe und erfolglos geblieben bin, weil die Redaktionen zwar allesamt „sehr interessiert“, aber dann entweder rechtliche Fragen im Raum oder zu wenige Kapazitäten zur Verfügung standen. Seit Jahren schiebe ich immer wieder einmal an und stelle fest: Das Radio muss sich in Angebot und Vielfalt schmälern und pointieren, um noch als Medium – neben allen Medien, die wir täglich „usen“ – wahrgenommen zu werden. Fast wirkt es da aus der Zeit gefallen, weil es nur einen Sinn bespielt. Das Ohr, das sich nicht verschließen kann, ist der direkte Porticus zum Gehirn. Und heißt es nicht „Video killed the Radio Star“? Das Sehen also nahm dem Hören die Vorfahrt und rast seitdem voran.
Würde ich gefragt, wie man Mittel einsetzen könnte, um Radio attraktiv und für jede Generation revitalisiert zu präsentieren, so würde ich immer wieder die Chancen neuer Formate hervorheben wollen, die im Radio anders funktionieren, als im visuellen Stream. So bin ich sicher, dass Radio-Unterricht für viele Kinder äußerst wertvoll wäre, im Gegensatz zur ständigen Dual-Bespielung durch das Internet.
Livemitschnitte sind wichtige archivierende Tätigkeiten des Radios. Das Bewahren und Sichern der spontanen Energien, die sich durchaus lebhaft durch das Medium präsentieren, schenkt so viel Klarheit, Genuss und aktive Anteilnahme, dass das Radio auch heute noch revitalisierende Kraft besitzt. Im Hören – Werden!
Hörspiele zu fördern, ist – schon aus germanistischem Interesse – wichtig, da die Textform so facettenreich ist, dass alle Forschung darum lohnt und ja mit Genuss be-lohnt wird.
Eines der schönsten, das ich kenne, ist die 1980er Hörspieladaption des Kinderbuchklassikers „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Pure Hörnostalgie überträgt sich bei der silbrigen Titelmelodie. In Endes Text gibt es zu den vielen, wunderbaren und auch verstörenden Figuren die eines körperlosen Orakels, eine reine Stimme. Man muss zur Uyulala, wie sie heißt, in Reimen sprechen, da sie sonst nicht versteht, was man zu ihr sagt. „Denn, was man nicht in Reimen spricht, versteh ich nicht, versteh ich nicht.“ So eine Wesenheit kann nur beschreiben, wer selbst ein Liebesverhältnis zum Hören hat, schloss ich von Kindheit an, und war selbst immer ein bisschen in Michael Ende verliebt.
Dass „Stimme im Radio“ große Wohltat sein kann, erfuhr ich 2018, als ich fast einen Monat im Krankenhaus lag und den Gottesdienst täglich anhören konnte. Losungen halfen mir, den Tag zu überstehen und Hoffnung zu schöpfen. Es schien mir oft, als würden alle Dinge im Radio für mich gesagt werden. Vielleicht so, wie wenn man schrecklichen Liebeskummer hat und es einem wie verhext vorkommt, da man meint, aus allen Liedern das eigene Elend herauszuhören. Ein beruhigendes Phänomen, wenn man die ersten großen Schmerzen überwunden hat.
In Oberlin, wo ich 2019 die Poetikprofessur innehatte, bot der Uni-Radiosender um die 30 regelmäßige Programme an, die von Studierenden für Online-Radio erdacht und produziert werden. Viele davon waren skurril und sehr lustig. Die Ermunterung, Radio zu machen, hat in meinen jungen Jahren gänzlich gefehlt. Zu weit hergeholt die Vorstellung, was genau ein Radiosender ist und was dort alles geschieht. Oft denke ich, dass eine Plattform in der Schule zu genau diesem Thema eine wichtige Entscheidung wäre, denn so wie Bilder manipuliert werden können, können es Soundfiles und damit auch Eindrücke von weltpolitischer Bedeutung.
Das Radoio lebe und möge senden, es möge bilden und amüsieren, die Sprache in ihrer Vielfalt feiern und uns dabei unterstützen, genauer hinzuhören, auch genauer in uns hinein, eine innere Welt, bewohnt von unserer Stimme, voller Bilder, die nur sie zu gestalten weiß.
Nora Gomringer, August 2020