Feature in USA

Third Coast Audio Festival

Ich bin Julie Shapiro, künstlerische Leiterin des Third Coast International Audio Festival in Chicago. Es gibt viele Leute, Künstler, Dokumentaristen, Filmemacher oder Fotografen, die das Radio entdecken; die Geschichten hören und sie dann erzählen wollen. Radiokunst erlebt in den USA gerade eine Renaissance. Es gibt inzwischen etliche Studiengänge, die viele Studenten durchschleusen. Die versuchen danach ein Praktikum zu bekommen oder einen Job im Medienbetrieb. Viele setzen auch darauf, Preise zu gewinnen oder Zuschüsse zu ergattern und bis dahin arbeiten sie nebenher als Kellner, oder nachts in Bars und tagsüber produzieren sie z.B. Features. Andere nutzen ihr Equipment, um Audio-Führungen für Museen herzustellen, oder werden von Firmen engagiert. Sie nutzen ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten - aber nicht unbedingt fürs Radio. Produzenten in Amerika müssen alles alleine machen, von der Idee über die Interviews bis zur Mischung und der Vermarktung. Auch ihre website, ihre facebook-Seite, den email-Verkehr machen sie selbst. Im Augenblick gibt es leichter Fördermittel für Internet-Auftritte, die vielleicht auch ein bißchen was mit Radio zu tun haben, weil das Interesse an Multimedia-Projekten sehr groß ist. In dem Zusammenhang nimmt die Bedeutung des Radios zugunsten des Internets ab. Das macht mir Sorgen. Wir brauchen eigentlich mehr Unterstützung für inhaltliche Arbeit statt für neue technische Spielerein. Der nationale Zusammenschluß der Public Radios finanziert eher große Projekte. Er hat nicht die $ 5000.- Startkapital für eine erste Dokumentation, aber viel, viel Geld für den kommenden Star, der die Einschaltquote steigert. Aber private, unabhängige Stiftungen geben uns Geld, darunter Kultur-Stftungen, wie United States Artists, die auch Radio-Projekte fördern. Sie suchen jedes Jahr 50 Künstler aus und geben ihnen $ 50.000.- . Das ist allerdings einmalig. N.E.A. (National Endowment for the Arts) z.B. hat seine Förderung von Radio-Projekten schon vor zehn Jahren eingestellt. So viele Finanzierungsmöglichkeiten gibt es also nicht. Bleiben noch die Spezial-Stiftungen, die Projekte zu bestimmten Themen fördern, Wissenschaft, Medizin, Städte etc. Aber jemanden zu überreden für künstlerische Dokumentationen über unser alltägliches Leben etwa Geld zu geben, das ist es schwer. Es ist paradox: auf der einen Seite gibt es ganz viele junge Leute, die begeistert davon sind, was man alles mit Radio und Podcasts im Internet machen kann, auf der anderen Seite gibt es immer weniger Möglichkeiten, professionell zu arbeiten oder die Arbeiten überhaupt zu veröffentlichen. Aus New York kommen neuerdings ein paar schöne Sendungen mit künstlerischen Dokumentationen, Features. Das National Public Radio strahlt gelegentlich welche aus und wir haben in Chicago wöchentlich eine Stunde unter dem Titel "Resound" für längere Stücke, oder zwei bis drei kürzere. Hier und da gibt es ähnliche Sendeplätze bei lokalen Stationen, aber eine Dokumentation im NPR unterzubringen ist sehr schwer. Interessanterweise gibt es einen Verbreitungsweg im Internet, "Public Radio Exchange". Produzenten können ihre Arbeiten auf die Seite stellen und Radiostationen laden sie herunter und wenn sie das tun, bekommt der Produzent ein bißchen Geld. Das ist eine Alternative zum offiziellen Weg über die Sender. Und jeder kann etwas hochladen und jeder kann es dort anhören. Das Third Coast International Audio Festival in Chicago will ein Netzwerk der Produzenten schaffen, deshalb laden wir sie jedes Jahr zu einer großen Konferenz nach Chicago ein. Und wir haben Außenposten in anderen Städten, wo wir das Publikum einladen, zusammen in der Gruppe Radio zu hören und anschließend darüber zu reden. Wir bitten auch Produzenten dazuzukommen. Wir wollen das Publikum mit einbeziehen in interessante Hör-Situationen und Produzenten anregen, solche Situationen zu schaffen. Im Augenblick ist es etwas schwieriger das durchzuhalten, unsere Rolle verändert sich ein bißchen, so wie die Technik die ganze Medienlandschaft verändert.

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