Und die Haltung

03.12.2014

Um ein Sendung zu machen, muss man für sein Thema brennen. Es sollte den Autor interessieren, worüber er spricht. Ich denke, dass hilft auch in den Interviews. Weil die Gesprächspartner spüren, da arbeitet ein Autor, der leidenschaftlich am Thema hängt. Die „Helgoland“ hat mich gereizt, weil ich bis dato dachte, dass der Vietnamkrieg ein amerikanischer Krieg war und mir die internationalen Verflechtungen nicht so klar waren. Es hat mich interessiert, weil ich mit diesem Krieg immer in Berührung war. In meinem Zimmer hing damals das Poster von dem Soldaten, der sterbend die Hände nach oben reißt und darüber steht „Why?“. Der Vietnamkrieg hat mich in meiner pazifistischen Haltung bestärkt. Die Amerikaner schließlich waren immer präsent in Bayern, in der Nähe meines Heimatortes gab es eine Kaserne und einen Übungsplatz. Und dann stieß ich auf die „Helgoländer“, die dem Krieg humanitäre Hilfe entgegensetzten, ganz praktisch und unter schwierigen Bedingungen. Ich wollte herausfinden, was hat die Menschen dazu gebracht in diesen unüberschaubaren Krieg zu gehen, waren es politische Motive, war es Abenteuerlust? Und so dachte ich, es wäre doch eine gute Gelegenheit, ein Plädoyer gegen die Entsendung von Kampftruppen zu schreiben. Gerade jetzt, wo Deutschlands Freiheit \"am Hindukusch verteidigt\" wird. Wie schon damals am Mekong. Das wäre wohl eine Art „Gesinnungsstück“ gewesen. Besser nicht so – aber zumindest mein Interesse wollte ich darstellen. Das war auch der Wunsch meines Redakteurs. Je tiefer ich in die Recherchen einstieg und je mehr ich las, desto schwieriger fand ich es, diese Haltung aufrecht zu erhalten. Vor allem auch deswegen, weil der direkte Vergleich mit der DDR leicht den Anschein entstehen lassen konnte, hier die gute BRD und dort die böse DDR. Dazu kam noch die Geschichte des Vietnamkrieges. Viele Freunde sagten, dass sie darüber nicht so viel wüssten und für das Verständnis gerne mehr darüber erfahren würden. Und so entschied ich mich am Ende das Thema dokumentarisch anzupacken – wenig Autor, mehr Originaltöne und Geschichte. Ich fand es besser, dem Hörer die Entscheidung zu überlassen und sich selbst eine Meinung zu bilden. Das war umso schwieriger, weil ich gerne Marc Fischer oder Tom Kummer lese. Also jene Autoren, deren eigene Sicht die Artikel stark prägen und erst zu dem Kunstwerk machen, das sie am Ende sind. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Entscheidung am Ende die richtige war. Das werden nun die Zuhörer und meine Freunde beurteilen. Ich bin gespannt.

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