Von Spionen und Zaubertinte

10.07.2014

Im Februar habe ich einen Antrag auf Akteneinsicht beantragt bei der Bundesbehörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, kurz BStU. Bevor die eigentliche Recherche beginnen kann, gibt es Gespräch mit der zuständigen Mitarbeiterin, die mich noch einmal über Datenschutz und Benutzungsordung informiert hat. Am Ende dieses Gespräches nannte die Mitarbeiterin diese unglaubliche Zahl: 7000. Nach dem Vorbereitungsgespräch werde ich in den Lesesaal geführt. Dieser ähnelt einem Klassenzimmer, die Einzelplätze sind hintereinander angeordnet und vorne am „Pult“ sitzt ein Mitarbeiter der Behörde und hilft bei Fragen. Dort wo eigentlich die Tafel wäre, ist ein Regal, jeder Tisch hat eine Nummer und dazu passend zwei Regalfächer. Meine Regalfächer sind gefüllt mit ein paar losen Akten und 14 prallen Ordnern. Auf den Ordnern steht „Abt. X“ oder „MfS HA XII“ oder ein anderes Kürzel. Um das zu verstehen ist es gut, sich das Abkürzungsverzeichnis an den Tisch zu holen. Meine Leitfrage für die Arbeit im Archiv ist: Gibt es Akten zur Helgoland, die eine Sicht der Bewertung der DDR zulassen? Dazu habe ich keine Akten gefunden, bisher - es soll aber noch etwas kommen. Der andere Fokus der Sendung sind die Solidaritätsbewegung in der DDR und der BRD. Ein interessanter Aspekt ist, dass die DDR den Geheimdienst der DRV mit aufgebaut hat. Dies ist interessant, weil die DDR der BRD vorgeworfen hat, der Einsatz der Helgoland sei militärischer Natur. Bereits 1959 kam es zu ersten Kontakten zwischen den Innenministerien der DRV und der DDR. Erst 1965 wurde die Arbeit dann konkreter. In der Folge kam es zu jährlichen Treffen auf Führungsebene. An den Akademien der DDR wurden Offiziere ausgebildet und geschult. Daneben lieferte das MfS technische Geräte, die zur Spionage eingesetzt werden konnte. Wobei das Klima diesen Geräten hin und wieder zusetzte, so dass sie unbrauchbar wurden. Außerdem wurde das vietnamesische Stromnetz mit 110 Volt betrieben und nicht mit 220. Eine Aktennotiz verweist deswegen darauf, man solle sich doch in Zukunft besser auf den Austausch vorbereiten und sich über die klimatischen Bedingungen informieren und die Geräte bereits in der DDR für den Einsatz umrüsten. Die Unterstützung beinhaltete auch die Unterstützung bei der Dokumentenfälschung wie aus einer Akte des MfS hervorgeht. Dort heißt es 1971: „Zu diesem Problemkreis (Dokumentenherstellung) wurde von vietnamesischer Seite ein Exemplar des neu eingeführten südvietnamesischen Personalausweises übergeben. Die vietnamesischen Genossen sprachen die Bitte aus, ihnen bei der Erarbeitung technologischer Vorschriften und anderer Materialien zur Nachahmung des Dokuments zu helfen.“ Dazu kamen noch Geldfälschung. Ich habe in einem anderen Buch von der Lieferung einer Spezialpapierfabrik nach Nordvietnam gelesen. Die Akten legen die Vermutung nahe, dass diese Fabrik auch zur Herstellung von gefälschten Banknoten genutzt wurde. Als Gegenleistung haben die vietnamesischen „Genossen“ den „Genossen“ aus der DDR erbeutete Spionagetechnik der Amerikaner zur Untersuchung überreicht. Dazu zählten Chiffriermaschinen samt Schlüssel und auch die chemische Zusammensetzung von sogenannten GSM, also Geheimschreibmitteln. Geheimtinte wurde damals anscheinend sehr oft eingesetzt - sehr zu meiner Verwunderung.

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