Buzzer

Feature von annette

Dauer: 9:56 Minuten

Audio-Nr: #2583

Inhalt: Mutmaßungen über einen mysteriösen russischen Kurzwellensender

Schlagworte: Sender,Empfänger

Skript: Buzzer uvb-76 Möht, möht Rauschen, Knattern, suchen und finden des Senders mit seinem markanten Geräusch. am liebsten selbst produziert, am Anfang leise, dann lauter, dann wieder leiser. Möht, möht Als Atmo runterziehen (003. Juri 00:04 Ich glaube, das ist eine Schiffshupe. Von Schiff. 0:14) 012. Jan Es könnte so eine Art Walze sein, dieses Hintergrundgeräusch, irgendwas, das sich immer wiederholt, was ständig durchläuft und so eine Art Kontroll- oder Zählton, der da immer zwischendurch kommt, vielleicht so eine Art simulierte Druckmaschine oder Zeitungsmaschine oder so was (lacht ein bisschen dabei). 007. Nicole 2:12-2:22 (Vielleicht ist es sogar), ich war mal in so einem Kernspintomographen drin, da kriegt man ja auch immer Kopfhörer auch, da ist auch so ein penetrantes Geräusch, vielleicht ist es sogar das Geräusch. 009. Anton 0:03 es ist wahrscheinlich eher so etwas wie eine Holzfräse, wo Leisten gefräst werden. 015. Dania 0:04 Äh, ein Wecker? (Pause) 006. Mingo 00:03 Irgendwie um so länger man es hört, desto weniger weiß man, was es ist. (lacht) äh, (Also ich dachte erst, dass wär vielleicht ein Schiff, äh, also das war auch das, an was es mich erinnert hat. Und natürlich auch dann der Hafen, der Ort, aber irgendwann ist mir aufgefallen, dass es nicht hallig genug war. )Ich dachte, das wäre dann vielleicht so ein Schleifstein, an den immer was rangehalten wird, aber irgendwie wirkt es auch zu elektronisch dafür. Mh und dann dachte ich, es wäre vielleicht so eine Fliege, die immer wieder gegen so ein Glas ranstößt. Die immer so bss macht. (lacht) Aber dann war es zu laut und zu stark das Geräusch. Und also ich hab, ich bin auf keine Lösung gekommen, (aber das Bild, die Stimmung, die bei mir ausgelöst wurde, ist diese Hafenstimmung, wenn man irgendwie am Hafen ist und die Schiffe sieht und die Ferne und die Elbe und so) 015. Dania Es erinnert mich an meine Schulzeit. Schrecklich. 007. Nicole 1:51 unangenehm ja, beklemmend, (ich hatte auch das Gefühl, das es immer lauter wird und dann wird’s so körperlich.) Ich habe es richtig so ein bisschen am Herz gemerkt, so dass ich dachte, muss es irgendwie schneller schlagen, 2:02 Jochen 1.Karte 000. 21:43 Klavier (Buzzerton wird auf dem Klavier mehrfach angeschlagen) Achtung, hier ist der Buzzer. Eine mysteriöse russische Zahlenstation und seine, und ihre Zuhörer. Sound ist jetzt schön aber Jochen 1. Karte 000. Und es geht gleich los. Geräusche. Jetzt. Geräusche. Jetzt. 5:50 Möht, möht .. Das wars schon. (Also ich will dazu nur kurz erklären…. Erzählerin Zum ersten Mal hat Jochen Schäfer den Buzzer 1992 gehört und aufgenommen. Es ist ein Zahlen- und Tonsender aus Russland, der über Kurzwelle zu hören ist. Jochen Schäfer hat in den vergangenen 30 Jahren mehr als 1500 Cassetten mit solchen Sendern aufgenommen. Jochen 1. Karte 001. ich machs nochmal Erzählerin Schäfer und seine Hobbyfreunde surfen in den Radiowellen; sie stehen über Mailinglisten und Internetforen in Verbindung und tragen Informationen und Aufnahmen zu einzelnen Sendern zusammen. Der 40-Jährige Schäfer ist der Kopf der deutschen Zahlensendergemeinde. Jochen Schäfer 1.Karte 000. 00:09 Meistens ist es nur der eine Ton. Mh, mh, mh, mh (kleiner Ruckler am Anfang) Früher ging das ein bisschen schneller und ein bisschen höher 0:24 0:36 mh, mh, mh, mh bis 0:46 (Jochen bricht ab: und so weiter) Erzählerin Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, möglicherweise noch länger, sendet der Buzzer einen kurzen monotonen Summton, 25 mal pro Minute, fast 24 Stunden jeden Tag. Auf der Frequenz 4625 KHz ist er in Deutschland am besten in den Abendstunden zu hören. Uvb-76 Einspieler: Buzzerton, der von einer Botschaft unterbrochen wird. Erzählerin Unregelmäßig gibt es Unterbrechungen, in denen Botschaften aus Buchstaben und Zahlen gesendet werden. Sinn und Funktion des Senders ist ungeklärt, Theorien gibt es viele. Spionage, wissenschaftliches Testsignal, oder doch nur ein Überbleibsel des Kalten Krieges - längst funktionslos, vergessen, nur hat niemand den Stecker gezogen. –- 012. Jan Haase 1:29 ja, so ein komisches elektronisches Gezirpel, Gefutsel, (so elektrisch klang das) 016. Peder (kürzen) 2:18 ja, genau, so alte Forschungsgerät, wo man so, die elektrische, was heißt das so, wenn das so blickst, also, so äh, so Donnerwetter, das Licht, was heißt das noch mal … Blitz, genau, ja Blitz … 3:00 das Blitz zwischen zwei elektrischen Polen oder so ) 008. Tino Angenommen, das ist mit der richtigen Geschwindigkeit abgespielt, dann klingt das tendenziell wie eine mechanische, wahrscheinlich elektrisch angetriebene Drehscheibe, die ab und an gegen einen Gegenstand gedrückt wird, klingt zwar ein bisschen, als sei das aus den 40er oder 50er Jahren, und es erinnert mich möglicherweise an Hintergrundgeräusche, die unter Umständen aus einem merkwürdigen Sciencefiction Film kommen. – Buzzer geräusch Jochen 1. Karte 10:00 Von solchen verrückten Thesen, was gab es da, also Drogenschmuggler, das glaube ich nicht, von solchen Thesen halte ich gar nichts oder auch von solchen paranoiden Thesen, dass die Leute, uns jetzt irgendwie auf dem Kieker hätten, oder dass wir jetzt quasi die nächsten wären, die jetzt beobachtet würden, das glaube ich schon deswegen nicht, weil sämtliche Geheimdienste, die wir belauschen, denke ich, genau wissen, was wir machen. Und wir können denen gar nicht gefährlich werden, weil wir die Codes, die gesendet werden, nicht knacken können. uvb-76 Buzzer Einspieler: Nachricht, möht, möht Erzählerin Mit einem Weltempfänger kann jeder diese Sender über Kurzwelle hören. Seit dem Ersten Weltkrieg soll es sie geben, ihre Blütezeit war der Kalte Krieg, in Zeiten politischer Krisen nimmt ihre Aktivität zu. Militärs und Geheimdienste nutzen solche Sender um verschlüsselte Nachrichten in die Welt zu schicken. Jochen 1. Karte 007. 5:40 (und zu dem Schlüsselreiz ist noch zu sagen,) man kann also erkennen oder raus finden, wo ein Sender steht, man kann aber nicht raus finden, wer ihn hört (Zwischenbestätigung von mir, schneidbar); und das ist eben das, was diese Sender so sicher macht und noch sicherer als Internetkommunikation oder auch würde ich sagen Satellitenkommunikation, denn da kann man ja Sender und Empfänger orten 6:08 Erzählerin Also doch Spionage: Agenten, die aussehen wie gewöhnliche Nachbarn. Nachts hocken sie vor kleinen Radios und notieren geheime Botschaften, die nur sie entschlüsseln können - mit einem Code, den sie in ihrer Seife versteckt haben. Jochen Schäfer weiß von einem russischen Ehepaar, das erst 2011 beim Abhören eines Zahlensenders verhaftet wurde. Der Verdacht: Industriespionage. In den 70ziger Jahren des letzten Jahrhunderts verdient der junge Gene Hackmann als Abhörspezialist Harry Caul in dem Film "Der Dialog" sein Geld mit professionellem Lauschen. (Er will nur seinen Job machen.) (Einspieler aus dem Film) Stan: wer interessiert sich eigentlich für die beiden? Harry: Das weiß ich auch nicht genau. Stan: Das Justizministerium? Harry: nein. Stan: Dann wird's wohl wieder das Scheiß-Finanzamt sein. Bei den Tonbändern schlafe ich immer ein. Harry: Du bist ja auch nicht zu Deinem Vergnügen hier. Hier (er reicht ihm einen Kopfhörer). Stan: Manchmal ist es ganz lustig zu hören, was die quatschen. Harry: Interessiert mich gar nicht, was die quatschen. Ich will nur eine lohnende, gute Aufnahme haben. Buzzerton (als Atmo leise drunter legen) Erzählerin Im Film kommt es wie es kommen muss: Harry Caul bekommt seine Aufnahme und sie interessiert ihn nicht nur, sie lässt ihn nicht los. Er lüftet ein dunkles Geheimnis und verliert sich dabei selbst. Der Buzzer bleibt rätselhaft. Besonders mysteriös ging es im Sommer 2010 zu: uvb-76 Buzzer Einspieler, der plötzlich aufhört. Stille Stille. Stille. Stille Erzählerin Am 5. Juni 2010 hörte das Brummen plötzlich auf. Am nächsten Tag ging alles wie gewohnt weiter - vorerst. Im August 2010 wieder Stille und später Geräusche, als ob sich jemand im Raum der Sendestation bewegt. Und wieder das alte Brummen und dann uvb-76 Buzzer-Einspieler: Schwanentanz Erzählerin Die Schnipsel aus Tschaikowskys Tanz der kleinen Schwäne waren im August 2010 gleich mehrere Male zu hören. Am 8. September dann gab eine männliche Stimme die neue Kennung des Senders durch: Aus uvb-76 wurde MDZhB. Jochen 007. 0:11 Ja, gut, wie es dazu gekommen ist, wissen wir nicht, wir wissen nur, dass er sich seit 2010 eben MdZhB nennt und nicht mehr uvb-76. Also mehr weiß ich nicht darüber, Erzählerin Noch bevor der Sender seine neue Kennung bekannt gab, verknüpfte der Este Andrus Aaslaid die Signale mit dem Internet. Seitdem kann man den Buzzer auch ohne Weltempfänger hören. Hunderttausende haben das weltweit getan. Zahlreiche Aufnahmen kursieren im Internet, mittlerweile gibt es mehrere online-Gruppen und Foren zu uvb-76 oder MDZhB. Sounddesign Erzählerin Jahrzehntelang kamen die Signale von einem kleinen Armeestützpunkt in der Nähe von Moskau. Der amerikanische Journalist Peter Savodnik ist hingefahren. Gefunden hat er einen alten Funkturm, verlassene Gebäude und einen grimmig bellenden Hund, aber keinen Menschen, der ihm Auskunft geben konnte. Seit den seltsamen Ereignissen im Sommer 2010 haben sich die Koordinaten des Senders geändert. Sie liegen jetzt in der Nähe der russisch-estnischen Grenze; der genaue Standort ist noch unbekannt. uvb-76 möht, möht (Atmo hochziehen) stehen lassen und dann als Nachklapp 015. Dania Und ich dachte kurz, vielleicht ist es auch ein Telefon oder so, aber äh, ich fands unangenehm das Geräusch. Es war nicht irgendwie so ein freudiges Telefon -geräusch, ah es ruft jemand an, sondern es war einfach ein unangenehmes Geräusch. 012. Jan 1:43 unangenehm fand ich es überhaupt nicht, nee, ganz und gar nicht, also auch nicht, nee. also das war, ich fands eigentlich ganz angenehm, hätte ich mir auch noch länger anhören können. ENDE
Upload Datum: 14.10.2014

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