Communication Breakdown in Thailand
Feature von Dieterjandt
Dauer: 2:43 Minuten
Audio-Nr: #3457
Inhalt: Die Menschen in Thailand kommunizieren nicht mehr miteinander, weil alle mit ihren Smartphones beschäftigt sind. So viel zur Macht der Handys. Ein Feature mit O-Tönen von einer Schülerin in der Bangkoker U-Bahn und auf einem Tempelgelände ebendort.
Ereignis Ort: Bangkok, Thailand
Skript: Communication breakdown in Thailand
Findet die Jugend über Smartphones Zugang zur Religion?
von Dieter Jandt
Sprecher:
In der Bangkoker U-Bahn von Suttisan nach Hua Lampong: “Please mind the gap between train and platform.” Die ein- und aussteigenden Fahrgäste haben anderes zu tun als sich um vermeintliche Lücken Sorgen zu machen. Sie sind in ihre Smartphones vertieft. Ist deswegen schon mal jemand in besagter Lücke steckengeblieben? Man weiß so wenig. Was man aber weiß: dass mindestens 90% Prozent der Fahrgäste mit ihren Smartphones beschäftigt sind.
Natürlich sieht man das auch im Westen, aber so extrem wie hier in Thailand ist das nicht. Ein Mädchen in blau-weißer Schuluniform kommt mit ihrer Mutter heran, das große Smartphone einsatzbereit in der Hand.
1. O-Ton:
Schülerin auf thailändisch
overvoive, versetzt darüber:
Meistens lese ich online Nachrichten, im Internet finde ich doch alles, was interessant ist, über Facebook und so weiter, das ist doch besser als sich mit dem Sitznachbarn zu unterhalten. Manche Leute machen Ratespiele oder Geschäfte und verkaufen irgendwelche Produkte online.
Sprecher:
Thailänder hatten mal eine bewunderungswürdige Erzählkultur. Man traf sich unter dem Stelzenhaus, auf dem Markt zwischen Obstständen oder im Garten eines Tempels und plauderte angeregt über alles, was erzählenswert war, und eigentlich war alles erzählenswert. Vor allem innerhalb der Familie.
2. O-Ton:
Schülerin auf thailändisch:
overvoive, versetzt darüber:
Doch sicher, wir reden miteinander. Wir waren gerade im Tempel, da haben wir uns unterhalten. Und wenn wir uns nichts zu sagen haben: Meine Mutter hat ihr Handy und ich habe meins, dann nutzen wir sie halt.
Sprecher:
Selbst die Novizen in den Tempelanlagen sind vom Smartphone-Virus infiziert. Und das wundert hier niemanden.
Schon vor 15 Jahren spielten Novizen in den Internetshops Kriegsspiele wie Counterstrike, und zum Neujahrsfest machten sie hinter der Tempelmauer hervor Passanten aus Plastikwassergewehren nass.
Nun hockt ein Junge in safrangelber Robe im Schatten der Tempelmauer unter einer Palme und switscht über das Display seines Handys. Heutzutage fühlt sich ein Sechsjähriger beim Chatten von der Großmutter gestört, wenn die auch nur fragt, ob er Hunger habe, was in Thailand dereinst mal die wichtigste aller Fragen war. Nach den Lehren des Buddhismus googlen wird der Novize sicher nicht. Höchstens dass er mit einem Computerspiel beschäftigt ist, bei dem der zehnköpfige Dämon Thotsakan frei nach dem Heldenepos Ramakien die bildhübsche Gattin des Königssohnes Rama, gleichsam die Inkarnation des Gottes Phra Narai, entführt. So viel Religion muss dann doch sein.
Upload Datum: 30.06.2017
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