Super, Mario

Feature von SebastianHocke

Dauer: 2:17 Minuten

Audio-Nr: #4139

Inhalt: Super, Mario. Der Werbespot “Mario´s Goal” ist kitschig, ohne Frage. Cheesy nennen das heute viele. Dabei stellt er einen wichtigen Paradigmenwechsel dar. Er stellt nämlich das Scheitern aus, den Misserfolg, und in Mario Götzes Fall, die Nichtnominierung zur Fußballweltmeisterschaft. Der Spot zeigt, dass das Verlieren, das Versagen und Komplikationen dazugehören zum Leben. Ebenso wie das Wiederaufstehen, das Weitermachen. Gefühlt war das in Deutschland bisher nicht gerade salonfähig. Deswegen: Super, Mario! Aber eigentlich hat einem das ein anderer Mario schon 1987 gezeigt. Mir ist er – wie vielen anderen Kindern, die in der ehemaligen DDR geboren wurden – erst Anfang der 90er Jahre über den Weg gelaufen: Super Mario. Super Mario. Der Videospielheld, der aus der Brotdose kam. So sah das Nintendo Entertainment System nämlich aus auf dem man das spielte. Und es konnte genau so viel: spielen. Nicht wie heutige Spielekonsolen, mit denen man Amazon Prime gucken, Napster hören und seinen Netflix Account in Übersee hacken lassen kann. Super Mario, diese schnauzbärtige Pixelansammlung, die mich immer wieder hat ins Pad beißen lassen vor lauter Frustration, weil ein Monster nicht übersprungen, ein Abgrund nicht überwunden, ein Stern nicht erreicht wurde oder der Pilz einfach in die falsche Richtung heraus aus dem Bildschirm verschwand, ohne Hoffnung auf Wiederkehr. Dabei hat das Scheitern eigentlich schon viel früher begonnen, wenn man den Fernseher eingeschaltet hat. TV-Sendersuche mit einem RFT-8-Kanal-Gerät auf dem man das Konsolensignal noch händisch mit Rädchen suchen musste. So etwas können sich die Kinder heute gar nicht mehr vorstellen. Aber die können sich auch nicht vorstellen, dass ein Fernseher nur 60cm Bildschirmdiagonale haben kann. Dann beim Anschalten der Konsole nur verzerrte Optik. Konsole aus, Spiel raus, einmal den Staub von den Kontakten pusten, Spiel wieder rein, Konsole wieder an. Herrlich haptisch, super sinnlich. Versuchen Sie das mit einem Handyspiel. Und dann wenn man gespielt hat… ist man gestorben. Hat Leben und Lebenszeit vernichtet immer wieder an derselben Stelle. Game Over und das ganze Spiel wieder von vorne. Bis zur selben Stelle, weil die Kollisionsabfrage es mal nicht so genau meinte, das Pad ´ne Macke hatte oder man in den allerseltensten Fällen selbst einfach zu dumm war. Das passierte eigentlich fast nie. Aber wenn, dann hat man es ausgekostet und wurde zum Zyniker, der seinen Pixelhelden sterben ließ. Mit Absicht! Aus purer Lust! Immer und immer wieder.

Upload Datum: 26.10.2018

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Dokublog Autor SebastianHocke

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